„Zahlungsunfähig“

Sanktionen wirken, Russland vor Staatsbankrott

Wirtschaft
09.03.2022 19:05

Die US-Regierung, die EU und andere westliche Partner haben beispiellose Sanktionen gegen Russland verhängt. So hat die russische Nationalbank keinen Zugriff auf Devisenreserven, 50 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 45 Mrd. Euro) Schulden im Ausland sind nicht mehr zu bezahlen. Der Rubel verfällt aktuell dramatisch. Es droht der Staatsbankrott. 

Man sei auf alles vorbereitet, tönte bis jetzt die russische Regierung. Mit Reserven an Gold und Devisen von rund 630 Milliarden Dollar (rund 568 Mrd. Euro) ist der Staat an sich auch wirklich reich. Damit könne man ein Jahr lang alle Importe bezahlen.

Großteil des Russland-Schatzes liegt im Ausland
Doch der Klüngel um Putin hat sich verkalkuliert: Der Großteil dieses Schatzes liegt nämlich im Ausland, und wegen der sanktionsbedingten Zahlungssperre für russische Nationalbank und andere Geldhäuser kommt man nicht ans Geld heran. Offiziell besitzt Moskau 311 Milliarden Dollar (rund 280 Mrd. Euro) an Wertpapieren sowie 152 Milliarden Dollar (etwa 137 Mrd. Euro) als Bargeld bzw. Einlagen bei ausländischen Banken.

Rubel stürzte um 42 Prozent ab
Das hat zwei Folgen: Unmittelbar hat Nationalbankchefin Elwira Nabiullina nicht genug Devisen, um den Rubel-Kursverfall zu bremsen. Alleine im letzten Monat stürzte die Währung um 42 Prozent. Ein Rubel ist nur noch 0,0068 Euro wert (siehe Grafik unten).

(Bild: Krone Kreativ)

„Russland nicht pleite, aber zahlungsunfähig“
Und demnächst wird Russland auch seine Auslandsschulden nicht mehr begleichen können. „Russland ist im eigentlichen Sinn nicht pleite, aber zahlungsunfähig. Es geht da um 50 Milliarden Dollar (umgerechnet 45 Mrd. Euro) an Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland“, weiß Wifo-Experte Thomas Url. Demnächst sind Zinszahlungen von 100 Millionen Dollar (90 Mrd. Euro) sowie die Rückzahlung einer Staatsanleihe über zwei Milliarden Dollar (1,8 Mrd. Euro) fällig. „Wahrscheinlich ist diese Tilgung nicht mehr möglich“, so Url.

Bankrott würde auch Österreich treffen
Ein Bankrott würde auch Österreicher treffen; laut Nationalbank in Wien halten Privatpersonen direkt und über Fonds rund 255 Millionen Euro (230 Mio. Euro) an russischen Wertpapieren. Die Finanzbranche erwartet jedenfalls einen Bankrott. Ratingagenturen haben Russen-Anleihen gerade nochmals auf eine Stufe über dem Totalausfall herabgesetzt. Es wäre nicht das erste Mal. Zuletzt war Russland im Sommer 1998 finanziell am Ende.

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