Ein Kriegsverbrechen?
Klinik bombardiert: Russisches Argument widerlegt
Ein verheerender russischer Angriff auf eine Entbindungsklinik im ukrainischen Mariupol sorgte am Mittwoch für Entsetzen. Während Russland die Attacke damit argumentierte, dass es sich dabei um ein leeres Gebäude handelte, in dem sich das „radikalen Asow-Bataillon“ verschanzt haben soll, sprechen nun einige Argumente gegen diese Darstellung. Während die UNO den „wahllosen Luftangriff“ verurteilte, entlarvt ein österreichisches Faktencheck-Team ein kursierendes Video als Falschinformation.
Lange waren die genauen Hintergründe der Attacke auf die zivile Einrichtung unklar. Laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sollen dabei zumindest 17 Schwangere verletzt und drei Zivilisten getötet worden sein, darunter auch ein Kind. „Russische Kräfte schießen nicht auf zivile Ziele“, teilte Kremlsprecher Dmitri Peskow jedoch umgehend mit.
Lawrow spricht von „Manipulation“
Russland habe bereits am 7. März die Vereinten Nationen informiert, dass in der ehemaligen Klinik kein medizinisches Personal mehr sei, sondern ein Lager ultraradikaler Kämpfer des ukrainischen Bataillons Asow, sagte dazu Russlands Außenminister Sergej Lawrow am Donnerstag in Antalya nach Gesprächen mit seinem ukrainischen Kollegen Dmytro Kuleba. Er sprach von einer „Manipulation“ der gesamten Welt mit Informationen zu mutmaßlichen Gräueltaten der russischen Armee.
UNO bestätigt „wahllosen Luftangriff“
Die Vereinten Nationen weisen indessen Vorwürfe aus Moskau zu angeblichen Falschnachrichten über einen Angriff auf das Klinikgebäude zurück. „Das dortige Menschenrechtsteam hat bestätigt und dokumentiert, was sie als wahllosen Luftangriff auf das Krankenhaus bezeichneten, und dass das Krankenhaus zu dieser Zeit Frauen und Kinder versorgte“, sagt UN-Sprecher Stephane Dujarric in New York.
Faktenchecker: Video zeigt nicht Krankenhaus
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch die österreichische Faktencheck-Plattform mimikama. So hätte sich etwa ein in den sozialen Netzwerken stark verbreitetes Video von ukrainischen Soldaten auf einem Gebäudekomplex als Falschinformation in dem Zusammenhang herausgestellt, so die Faktenchecker, die dazu Satellitenbilder abgeglichen haben.
Das gezeigte Gebäude befinde sich tatsächlich zwölf Kilometer von der Klinik entfernt, außerdem handle es sich dabei um einen Wohnkomplex, nicht um die angegriffene Geburtenstation.
Ähnlich dürftig sieht es mit Russlands Argumentation aus, dass das Krankenhaus gar nicht belegt war, sondern die Bilder der Opfer nur inszeniert gewesen seien und etwa eine Influencerin als Schwangere „verkleidet“ worden sein soll. Bilder der Betroffenen zeigen, dass die Frau tatsächlich schwanger ist und sich offenbar auch in dem Gebäude befunden hat.
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