Hackern des Anonymous-Kollektivs ist es offenbar gelungen, ins Netzwerk der russischen Zensurbehörde Roskomnadzor einzudringen. Bei dem Hack wurden Hunderttausende geheime Dokumente erbeutet. Ein mehr als 800 Gigabyte großes Archiv wurde veröffentlicht. Es enthält Beweise dafür, dass Russlands Medien von der Behörde in Moskau unter Druck gesetzt werden, staatliche Propaganda zu verbreiten.
Anonymous hat die eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Daten, darunter zahlreiche E-Mails samt Anhängen, gemeinsam mit der für Transparenz eintretenden NGO „Distributed Denial of Secrets“ (DDoS) veröffentlicht. Die NGO berichtete in ihrem Newsletter von dem Hack.
Archiv mit Hunderttausenden Dateien online
Das Archiv mit den geheimen Dokumenten der russischen Behörde, das unter anderem auch vom Wirtschaftsportal „Forbes“ aufgegriffen wurde, ist mehr als 800 Gigabyte groß und enthält mehr als 360.000 Dateien.
Die erbeuteten Informationen wurden von DDoS-Aktivisten gesichtet. Ihnen zufolge fallen die in dem Archiv enthaltenen Daten in zwei Kategorien: Beim Großteil - rund 540 Gigabyte - handle es sich um interne Dokumente, die jüngsten seien vom 5. März. Die übrigen fast 300 Gigabyte enthalten Interna aus der Personalabteilung der Zensurbehörde.
Krieg darf nicht Krieg genannt werden
Aus den Dokumenten geht beispielsweise hervor, wie der Kreml über die Medienbehörde Druck auf russische Medien ausübt, seiner Erzählung von einer „militärischen Spezialoperation“ in der Ukraine zu folgen und den Krieg nicht beim Namen zu nennen.
Alles, was Worte wie „Krieg“ oder „Invasion“ enthält, wird zensiert, zuletzt wurde die Gesetzeslage nochmals verschärft. Die letzten unabhängigen russischen Medien wurden geschlossen, der Zugang zu internationalen sozialen Netzwerken eingeschränkt. Zahlreiche ausländische Korrespondenten verließen das Land.
Hacker wollen russische Zensur aushebeln
Anonymous versucht, dagegenzuhalten: Die russische Öffentlichkeit soll, an der staatlichen Zensur vorbei, über den Angriffskrieg in der Ukraine und das damit verbundene Leid informiert werden.
Dafür müssen Online-Angebote nicht zwingend gehackt werden: Anonymous-Aktivisten platzierten Anti-Kriegs-Botschaften und in Russland zensierte Informationen auch schon auf Google Maps oder auf Tinder. Selbst auf der Pornoseite Pornhub verurteilen Kriegsgegner die russische Invasion.
Anonymous hatte kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine der Putin-Regierung den Cyberkrieg erklärt. Im oben zu sehenden Twitter-Video kündigt man Vergeltung an. Attacken auf russische Websites seien „erst der Anfang“. Anonymous drohte mit Datenleaks: „Ihre Geheimnisse sind möglicherweise nicht mehr sicher und es besteht die Möglichkeit, dass Schlüsselinfrastruktur ihrer Regierung gekapert werden könnte.“
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