Preise steigen schon
Ukraine-Krieg könnte weltweit für Hunger sorgen
Während in den massiv belagerten Städten der Ukraine bereits Menschen aufgrund von mangelnder Versorgung mit Trinkwasser und Nahrung verstorben sind, wird der russische Angriff wohl auch massive Auswirkungen auf die Lebensmittelverfügbarkeit in anderen Ländern haben. Laut Prognosen der Vereinten Nationen steigen nämlich nicht nur die Lebensmittelpreise, Millionen Menschen seien aufgrund des Konflikts von Unterernährung bedroht.
Noch sei nicht klar, ob die Ukraine während eines lang anhaltenden Konflikts noch Getreide anbauen oder ernten könne - sollte es hier zu Ausfällen kommen, wäre es besonders fatal, gilt die Ukraine doch als Kornkammer Europas. Aber auch hinter den russischen Lebensmittelexporten stehe nach den westlichen Sanktionen ein Fragezeichen.
Ein Fünftel der Ernte weltweit
Der Vereinten Nationen zufolge ist Russland der weltweit größte Exporteur von Weizen, während die Ukraine an fünfter Stelle rangiere. Zusammen seien die beiden Länder für 19 Prozent der weltweiten Gerstenversorgung verantwortlich. Bei Weizen liege der Anteil bei 14 und bei Mais bei 4 Prozent. Insgesamt entfielen rund ein Drittel der weltweiten Getreideexporte auf diese beiden Länder.
Sollte es also tatsächlich zu einem großen Ausfall kommen, drohe nicht nur ein Preisanstieg von acht bis 20 Prozent, vor allem die Versorgung afrikanischer Staaten könnte sich deutlich verschlechtern. Eine Simulation der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) rechnete vor, dass die Zahl von unterernährten Menschen weltweit in 2022/23 um 8 bis 13 Millionen steigen wird, sollte der Konflikt in der Ukraine noch Monate dauern.
Die ukrainischen Bauern sind aktuell eher damit beschäftigt, zurückgelassene Panzer von den Feldern zu ziehen:
„Uns bleibt maximal eine Woche für die Saat“
Indessen warnte der Wirtschaftsberater des ukrainischen Präsidenten, Oleg Ustenko, vor einer bevorstehenden Hungersnot im Land selbst. „Uns bleibt maximal eine Woche für die Saat. Wenn der Krieg bis dahin nicht aufhört, dann hat die Welt ein Nahrungsproblem“, sagte der Ökonom der „Wirtschaftswoche“.
„Wenn wir nicht liefern können, dann wird der Preis an den internationalen Märkten anziehen“, sagte Ustenko nach Angaben des Blattes: „Die Welt muss entscheiden, wie sie die Menschen ernähren will, besonders in afrikanischen Ländern.“ Ustenko forderte ein sofortiges Embargo auf russisches Öl und Gas, um Russlands Präsident Wladimir Putin die Mittel für seine Invasion in die Ukraine zu entziehen. Deutschland und andere EU-Staaten lehnen das bisher ab.
Kornkammer Europas
Die Ukraine ist ein wichtiger Erzeuger von Weizen in Europa, in der EU werden in einzelnen Ländern aber ebenfalls große Mengen Weizen geerntet. Doch die Produktion in der Ukraine kann die Preise weltweit beeinflussen. Frankreich etwa erzeugte 2020 nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) deutlich mehr Weizen als die Ukraine, Deutschland fast genauso viel wie das osteuropäische Land.
G7 beraten zur Ernährungssicherung
Die Agrarminister der sieben führenden westlichen Industrienationen (G7) beraten an diesem Freitag über Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die weltweite Ernährungssicherung. An der Beratung sollen auch der ukrainische Minister Roman Leschenko und internationale Organisationen teilnehmen. Der G7-Gruppe gehören Deutschland, Kanada, Frankreich, Italien, Japan, die USA und Großbritannien an.
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