Die Inflation schießt in die Höhe und kostet uns Kaufkraft. Ein Wachstum von etwa drei Prozent ist möglich, solange das Gas noch weiterfließt.
Die Erholung nach dem Corona-Tief sorgte für großen Optimismus, die Prognosen sahen für 2022 ein Wachstum von über fünf Prozent vor. Doch binnen weniger Wochen hat der Krieg in der Ukraine alles zunichtegemacht. „Wenn wir Glück haben, kommen wir mit einem blauen Auge davon“, analysiert Wifo-Chef Gabriel Felbermayr im Gespräch mit der „Krone“. Doch alles hänge vom weiteren Verlauf ab.
„Wir werden unsere Prognose deutlich herunterschrauben. Bestenfalls wird eine drei vor dem Komma stehen“, so Felbermayr. Die Energiepreise werden heuer für ein Rekordhoch bei der Inflation sorgen. Die EZB rechnet mit über 5 Prozent im Jahresschnitt. Sollten die Gas- und Öllieferungen ganz ausbleiben, dann „werden wir sogar zweistellig werden“. Das hätte wohl eine Rezession fürs Gesamtjahr zur Folge.
Wenn wir Glück haben, kommen wir mit einem blauen Auge davon. Aber falls die Gas- und Öllieferungen ausbleiben, haben wir eine Rezession.
Gabriel Felbermayr
Auch Industrie ist massiv betroffen
Unter den teuren Energiepreisen leiden nicht nur die Konsumenten beim Autofahren und Heizen. Diesmal ist – im Gegensatz zu Corona – auch die Industrie massiv betroffen. „Das beeinflusst die gesamte Wertschöpfungskette, die Transporte, die Lebensmittel“, erklärt Felbermayr, „da gibt es intensive Verflechtungen.“
Hohe Inflation lässt reale Einkommen sinken
Noch nicht absehbar sei, wie die Konsumenten darauf reagieren. „Schlecht wäre, wenn es aus Angst zu einer Kauf-Zurückhaltung käme“, so der Wifo-Chef. Denn natürlich sinken durch die hohe Inflation die realen Einkommen. Die Gewerkschaften werden selbstverständlich versuchen, das bei den nächsten Lohnabschlüssen wieder wettzumachen. Felbermayr: „Da sollte die Regierung bereits jetzt mit den Sozialpartnern reden, damit wir keine Lohn-Preis-Spirale bekommen, die die Teuerung noch weiter anheizt.“
Stattdessen sollte man die Kaufkraft durch Senkung von Steuern oder Abgaben stützen, besonders für die niedrigeren Einkommensschichten. Dazu könnte man die Zusatzeinnahmen verwenden, die der Staat über die Mehrwertsteuer auf die hohen Energiepreise und die steigenden Dividenden der Energieversorger kassiert.
Senkung der Mehrwertsteuer nicht sinnvoll
Von einer generellen Senkung der Mehrwertsteuer auf Treibstoffe hält man im Wifo wenig. „Man könnte es höchstens beim Strom machen. Generell ist es aber nicht sinnvoll, weil das die Sparanreize bei der Energie senkt“, erklärt Felbermayr. Außerdem werden niedrigere Mehrwertsteuersätze oft nur teilweise an die Kunden weitergegeben, das habe man schon in Deutschland beobachten können. Und die Industrie hat sowieso nichts davon.
Die hohe Inflation mit steigenden Zinsen zu bekämpfen, wäre in diesem Fall auch der falsche Weg. „Das würde nichts ändern.“ Denn Öl und Gas werden nicht deswegen teurer, weil die Nachfrage so groß ist, sondern weil es einen Krieg gibt. Dazu kommt, dass Investitionen erschwert würden, wenn die Kreditzinsen in die Höhe schnellen. „Daher wird die EZB wohl zähneknirschend ruhig halten müssen.“
Für die Sparer sind das keine guten Nachrichten, doch „sie müssen die traurige Wahrheit akzeptieren. Der Krieg in Europa zerstört massiv Wohlstand: In Russland, der Ukraine, aber auch bei uns.“
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