Folgen für Ernteerfolg

Ukraine-Krieg könnte bei uns Dünger-Krise auslösen

Oberösterreich
13.03.2022 07:02

In Oberösterreich ist die Versorgung mit Mahlgetreide sicher, wir berichteten. Dennoch haben Mühlenbetreiber die Sorge, ob alle Lieferanten die Vereinbarungen einhalten. Exorbitant hoch ist der Preis für Dünger, der jetzt für die nächste Ernte gebraucht wird: „Wir müssen nachhaltiger planen“, sagt Helmut Feitzlmayr von der Landwirtschaftskammer OÖ.

Österreich hat derzeit 1,7 Millionen Tonnen Getreide auf Lager, die Speicher sind über das ganze Land verteilt. Auch Oberösterreich kann sich mit Mahlgetreide und auch Futtermittelgetreide zu 100 Prozent selbst versorgen. Aus der Ukraine wird nichts importiert. Also: „Kein Grund zur Panik“, betont Markus Haberfellner, Geschäftsführer der größten Mühle mit Sitz in Grieskirchen. Die Versorgung sei zudem durch Kontrakte mit den Händlern sichergestellt. Allerdings machen ihm die Preise Sorgen: „Wir rufen gerade unsere Lieferanten durch und fragen, ob sie uns weiter beliefern und wir das Getreide zum vereinbarten Preis bekommen“, gibt er Einblick.

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Nur wenn ausreichend Saatgut, Dünger und Pflanzenschutz vorhanden sind, ist die Versorgung aus eigener Kraft künftig gesichert.

Helmut Feitzlmayr, Experte Landwirtschaftskammer OÖ

Politisches Signal, ohne tatsächlichen Anlass
„Die Getreidebörse geht jeden Tag weiter nach oben, die Lage bleibt unvorhersehbar“, bestätigt Herbert Wiesbauer, Geschäftsführer der Wiesbauer-Mühle in Obernberg und Branchensprecher. Mit Preispekulation muss gerechnet werden. „Die steigenden Kosten werden beim Brot an der Supermarktkassa ankommen“, ist er sicher.

Die Lage am Getreidemarkt verschärft sich immer mehr, denn als Reaktion auf die Ukraine-Krise hat nun Ungarn einen Exportstopp verhängt: „Das ist wider europäisches Recht“, ärgert sich Haberfellner. Es sei ein politisches Signal, ohne tatsächlichen Anlass: „Viktor Orbán muss bald Wahlen schlagen.“

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Wir beliefern ganz Österreich. Getreide ist ausreichend vorhanden, aber es ist eine Frage des Preises. Oberösterreich ist also indirekt betroffen.

Markus Haberfellner, Eigentümer der Haberfellner-Mühle

Dünger fehlt schon jetzt
Oberösterreich kann sich zwar beim Mahlgetreide selbst versorgen, für die Industrie aber kauft es bei Nachbarländern wie Ungarn ein: „Stark betroffen ist der Rohstoffbedarf für die Erzeugung von Stärke, Bioethanol, Zitronensäure“, erklärt Helmut Feitzlmayr, Experte der LK OÖ. Prekär sei die Lage beim Stickstoffdünger, den auch Russland erzeugt und der am Markt knapp wird: „Die Landwirte haben lediglich ein Viertel für diese Saison eingelagert. Schon vor der Krise war Dünger teuer. Wir erwarten nun niedrigere Erntemengen.“

Geht es so weiter, könnte längerfristig der Eigenversorgungsgrad sinken. Er appelliert bei Saatgut, Dünger und Pflanzenschutz nachhaltiger zu planen, denn: „Die Weizenkrise könnte Jahre dauern. Solange Krieg ist, werden die Feldern nicht bestellt.“

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