„Krone“-Interview

Kärntner Paare kämpfen wieder vermehrt umeinander

Wenn es sich um etwas zu kämpfen lohnt, dann um die Beziehungen zu den Menschen, die wir lieben - gerade wenn um uns herum so vieles auseinanderzubrechen droht. Ein Blick auf die Gründe, seine Partnerschaft auch in Krisen weiterzuführen, und ein Vergleich, wie es die anderen halten, kann jedenfalls nicht schaden.

Irene Mitterbacher, Sie betreiben als Lebens- und Sozialberaterin seit 2008 die Partnerschule Kärnten. Hat sich in den vergangenen Jahren beim Kampf der Paare um ihre Beziehungen etwas geändert?
Ja, wir machen mehr Paar-Beratungen denn je. Denn wenn Paare beschließen zusammenzubleiben, dann nehmen sie auch immer öfter professionelle Hilfe an. Ich glaube, dass die Corona-Krise vielen Paaren auch durchaus gutgetan hat, weil man sich mehr miteinander und mit den Problemen, die man hat, auseinandersetzt.

Haben sich Kunden und Erfolgsquote geändert?
Als wir begonnen haben, waren es meist Paare von 40 Jahren aufwärts, bei denen die Kinder aus dem Haus waren. Jetzt sind es öfter auch junge Paare, die sich helfen lassen. Trennung erfolgen meist nur bei wirklich schwerwiegenden Gründen.

Stimmt das Klischee, dass Frauen die Männer zur Paarberatung schleppen?
Ja, immer noch. Zu 80 Prozent sind es die Frauen, die anrufen, um Termine zu fixieren. Wenn der Mann anruft, dann ist meistens wirklich schon Feuer am Dach, dann ist ihm bewusst geworden, dass sie wirklich gehen will.

Nach einer österreichweiten Umfrage sind 73 Prozent bereit, auch in Krisen um die Beziehung zu kämpfen – und zwar aus den Hauptgründen Sicherheit, Kinder und Stress der Trennung.
Das hätte ich auch so vermutet. Das ist auch das, was wir in der Praxis erleben.

Kärnten schert bei der Umfrage etwas aus, vor allem die Angst, danach für andere nicht mehr attraktiv genug zu sein, fällt als Grund völlig weg.
Ja, Kärntner sind vielleicht wirklich etwas anders. Dennoch würde ich auch sagen: Vorsicht vor Umfrageergebnissen!