Hilfsmittel im Krieg
Elite-Studenten knüpfen in Lemberg jetzt Tarnnetze
Die Ukraine braucht im Kampf gegen Putin jede Unterstützung. An einer Privat-Universität in Lemberg bearbeiten Studiosi, Professoren und Freiwillige Material für den Kriegseinsatz.
„Kommende Woche“, freut sich Uliana, die der „Krone“ in Lemberg als Dolmetscherin hin und wieder aus der Patsche hilft, „geht es auf meiner Universität endlich wieder los. Vorerst wird der Unterricht allerdings nur online stattfinden. Auch wenn viele Professoren derzeit als Soldaten im Einsatz sind, muss es weitergehen. Nach dem Sieg gegen Putin braucht unser Land intelligente Menschen.“
Die 20-Jährige hat ein Stipendium an der Ukrainischen Katholischen Universität. Eine private Spitzen-Hochschule. Wo in Friedenszeiten die Köpfe der Studenten rauchen, wird nun das Militär unterstützt. Emsiges Treiben herrscht im modernen Neubau, der alle Stückeln spielt. Sogar für Kinderbetreuung ist gesorgt, auch ein Fitnessstudio steht den Studiosi jederzeit zur Verfügung. Doch die Muskeln stählt zurzeit niemand - das Land braucht schließlich jede Hilfe.
„Für ein Netz brauchen wir ein bis zwei Tage“
Professoren, Freiwillige, Studenten und Hunderte Flüchtlinge, die auf dem riesigen Uni-Gelände untergebracht sind, knüpfen Tarnnetze für Panzer und diverse Kriegsgeräte. Neun Stunden täglich stehen auf dem Stundenplan. Eine Heidenarbeit. „Wir bekommen alte Kleidungsstücke gespendet. Anschließend werden sie von uns in Streifen geschnitten und zu Netzen verarbeitet“, erzählt Maria. Vier bis fünf Helferlein arbeiten gleichzeitig an einem Netz, die in verschiedenen Größen angefertigt werden.
Alle Kleidungsstücke sind freilich nicht geeignet für die Netzfertigung. Rote Fetzen würden sich als Tarnfarbe im Gefecht als eher ungemütlich erweisen. „Mit grünen, braunen, schwarzen und grauen Stücken können wir arbeiten“, erklärt Maria und zeigt auf das bislang vollbrachte Werk. „20 Große haben wir schon geknüpft. Für ein Netz brauchen wir im Schnitt ein bis zwei Tage.“
Militär zeigt Studenten, wie es funktioniert
Weil Anna und ihre Kollegenschaft nicht unbedingt die geborenen Rambos sind und von Kriegsführung logischerweise keinen Tau haben, steht das Militär unterstützend zur Seite. „Sie haben uns vor Beginn der Arbeiten instruiert.“
Wer auf der Elite-Uni nicht gerade knüpft, der sortiert Hilfsgüter. Denn die Hochschule mit eigener Kirche wuchs seit Kriegsbeginn auch zu einem der größten Flüchtlingszentren in der Westukraine an.
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