Pandemie und Krieg

Wohnbau-Höhenflug droht nun ein massiver Dämpfer

Burgenland
13.03.2022 05:58

Auf Teufel komm raus werden derzeit Wohnungen und Reihenhäuser gebaut. Allein die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft verzeichnete mit 170 Millionen Euro im Vorjahr das höchste Bauvolumen überhaupt. Ein Ende der Nachfrage ist nicht in Sicht. Dennoch könnte der Höhenflug abrupt gestoppt werden.

Die Situation, in der sich OSG-Chef Alfred Kollar befindet, könnte verzwickter nicht sein. Dabei würde gerade alles passen. Der Boom bei Wohnungen und Reihenhäusern ist enorm. Aktuell hat die Genossenschaft 316 Reihenhäuser in Bau und 180 in Vorbereitung. Selbst in Gemeinden, die sich bisher im Dornröschenschlaf befunden haben, gebe es eine gesteigerte Nachfrage, erklärt Kollar.

Die Preise steigen
Dennoch sieht er die bevorstehenden Monate mit Sorgenfalten. Der Grund: Lieferengpässe und Preissteigerungen durch Corona sowie den Ukraine-Krieg. Schon während der vergangenen zwei Jahre haben die Preise deutlich angezogen. „Wenn mir früher jemand gesagt hätte, dass die Preise um 15 Prozent pro Jahr steigen, hätte ich das als Märchen eingeordnet“, sagt Kollar. Doch jetzt würden Professionisten nur mehr tagesaktuelle Preise erhalten. Projekte im Voraus zu kalkulieren ist damit fast unmöglich. Der Wohn- und Bürokomplex, den die OSG derzeit in Eisenstadt errichtet, würde nach aktuellen Preisen drei bis vier Millionen Euro teuer kommen, rechnet Kollar.

Material knapp, Preise hoch: Baustellen stehen unter Druck. (Bild: Reinhardt Judt)
Material knapp, Preise hoch: Baustellen stehen unter Druck.

Material wegen Krieg in der Ukraine knapp
Der Konflikt in der Ukraine befeuert die Situation zusätzlich. Die Energiepreise steigen. Material, das bisher aus der Ukraine kam, ist nicht mehr verfügbar. Probleme gebe es etwa bei Holzfußböden, Fliesen, Wärmeschutz oder Stahl. Fehlendes Material und hohe Preise könnten sich nicht nur auf die Mieten niederschlagen: „Wenn der Preisanstieg weitergeht, werden wir Projekte zurückstellen müssen“, so der Geschäftsführer. 2500 Arbeitsplätze würden durch das Bauvolumen gesichert. Geht das Volumen zurück, betrifft das auch Jobs.

Häuslbauer noch mehr betroffen
Einfache Häuslbauer seien von der Situation noch stärker betroffen. Die Grundstückspreise sind besonders im Norden explodiert, doch auch im Süden gibt es Preissprünge. Gleichzeitig steigen die Baukosten. Ein 120-Quadratmeter-Einfamilienhaus sei unter einer halben Million nicht mehr realisierbar, schätzt Kollar. Zusätzlich verschärfen die Banken demnächst die Regeln für Kreditvergaben. Damit dürfte für viele der Traum vom Einfamilienhaus in weite Ferne rücken. Sie werden wohl auf Reihenhäuser sowie auf Wohnungen ausweichen. Das würde die hohe Nachfrage noch weiter befeuern. Doch ohne Material könne man nur schwer etwas bauen, sagt Kollar. 

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