Verbrenner-Abschied

So planen die Hersteller ihre elektrische Zukunft

Motor
14.03.2022 11:00

Auch wenn es kein offizielles Datum für einen Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor gibt: Ende des Jahrzehnts dürften in Europa kaum noch Neuwagen mit Diesel- oder Ottomotor zu bekommen sein. Das zumindest legen die zuletzt veröffentlichten Absatz-Pläne der Autohersteller nahe. Eine Übersicht aller relevanten Marken.

(Bild: kmm)

Audi
Mit 16 rein batteriebetriebenen Modellen oder Modellvarianten zählt die feine VW-Tochter bereits heute zu den größten E-Auto-Anbietern. Weitere Typen sollen in den nächsten Jahren auf der gemeinsam mit Porsche genutzten PPE-Plattform entstehen, die die Entwicklung neuer Modelle stark beschleunigen soll. Bis die Marke in Europa komplett elektrisch ist, soll es aber noch bis 2033 dauern. Wichtige kommende Modelle: Audi Q6 e-tron (Mittelklasse-SUV, Ende 2022), Audi Grandsphere/Landjet (Oberklasselimousine, 2024)

Audi-Designchef Marc Lichte: Der Audi Grandsphere ist mehr als ein Showcar! (Bild: Stephan Schätzl)
Audi-Designchef Marc Lichte: Der Audi Grandsphere ist mehr als ein Showcar!

BMW
Mit dem i3 waren die Bayern vor knapp einem Jahrzehnt Elektro-Avantgarde. Seitdem haben Zugkraft und Begeisterung in München nachgelassen. Heute gibt BMW bei der E-Mobilität eher den Skeptiker, bis 2025 rechnet man in Europa mit einem E-Anteil von 25 Prozent, bis 2030 mit 50 Prozent. In beiden Fällen zählen Plug-in-Hybride mit. Trotz der vergleichsweise wenig ambitionierten Ziele wird die E-Auto-Palette aktuell kräftig ausgebaut. Wichtige kommende Modelle: BMW i7 (Oberklasselimousine, Ende 2022), BMW i5 (Businesslimousine, 2023)

(Bild: BMW)

Citroen
Im Stellantis-Markenmix nimmt Citroen neben Fiat die Position des günstigen Basisanbieters ein. Die tendenziell teuren E-Autos sind da aus Vertriebssicht nicht immer erste Wahl, weshalb die Marke bislang wohl auch kein konkretes Datum für den Verbrennerausstieg nennt. Irgendwann zwischen 2028 und 2030 dürfte es aber so weit sein. Wichtige kommende Modelle: Citroen e-C3 (Kompaktlimousine, 2023), Citroen e-C5 Aircross (2024)

Dacia
Für Dacia ist die Elektrifizierung ein schwieriges Geschäft, lassen sich teure Batterien und günstige Einstiegspreise doch nur schwer kombinieren. Prinzipiell sind die Rumänen zwar mitgemeint, wenn Renault ankündigt, bis 2030 in Europa zur reinen E-Automarke werden zu wollen. Der Konzern behält sich jedoch je nach Lauf der Entwicklung vor, der Budget-Tochter auch noch länger Verbrennermodelle zu gestatten. Wichtige kommende Modelle: Dacia BEV (Kleinwagen, 2024)

Fiat
Mit dem Kleinstwagen 500e haben sich die Italiener zuletzt stark im E-Geschäft zurückgemeldet. Bei den künftigen Modellen dürfte die Marke aber auf die Technik der neuen Konzernmutter Stellantis zurückgreifen statt auf eigene Antriebe. Das allerdings wird die Transformation wohl stark beschleunigen - bereits ab 2027 will Fiat rein elektrisch sein. Wichtige neue Modelle: Fiat Centoventi (Kleinwagen, 2023)

(Bild: Stephan Schätzl)

Ford
Mit der mutigen Ankündigung, bis 2030 rein elektrisch zu werden, hat der Europa-Arm des US-Konzerns im vergangenen Jahr alle überrascht. Nicht zuletzt weil bislang bis auf das SUV Mustang Mach-E kein Batterieauto der Marke zu haben ist. Das soll sich jedoch schnell ändern, wenn im kommenden Jahr im Kölner Werk die Stromer-Kooperation mit VW greift. Wichtige kommende Modelle: Ford E-Crossover (Kompakt-SUV, 2023)

(Bild: Stephan Schätzl)

Hyundai
Mit alltagstauglichen und vergleichsweise günstigen E-Modellen für jedermann haben sich die Koreaner in den vergangenen Jahren auf dem Wachstumsmarkt stark positioniert. Ende des Jahrzehnts sollen weltweit 1,9 Millionen E-Autos der Marke pro Jahr verkauft werden. In Europa soll das Angebot des Gesamtkonzerns ab Mitte des kommenden Jahrzehnts komplett elektrisch sein. Wichtige kommende Modelle: Ioniq 6 (Mittelklasselimousine, Ende 2022), Ioniq 7 (SUV der gehobenen Mittelklasse, 2024)

Jaguar
Der neue Jaguar-Land-Rover-Boss Thierry Bolloré krempelt die beiden Marken um. Jaguar tritt ab 2025 rein elektrisch auf. Der für 2022 angekündigte neue XJ mit Elektroantrieb - auf Basis der modularen Längsarchitektur MLA - wird jedoch eingestampft. Stattdessen wird eine neue modulare Elektroarchitektur nur für Jaguar eingeführt. Eventuell wird es auf dieser Basis später einen XJ geben. XE und XF bekommen keinen Nachfolger. Geplant ist ein kompaktes Modell. Für Land Rover wird eine weitere E-Plattform entwickelt, auf die dann auch Jaguar zugreifen kann.

Kia
Gemeinsam mit der Schwestermarke Hyundai hat sich auch Kia zu einem der größten E-Auto-Anbieter in Europa entwickelt. Spezialität sind einerseits zugängliche Modelle wie der kleine Crossover e-Niro, andererseits Hightech-Stromer wie der EV6. Auch für Kia gilt die Konzern-Ankündigung, bis Mitte des kommenden Jahrzehnts komplett elektrisch sein zu wollen. Wichtige kommende Modelle: Kia Niro-e (Mini-SUV, 2022), Kia EV9 (SUV, 2023)

Land Rover
Land Rover soll ab 2036 rein elektrisch fahren. Zunächst sollen in den nächsten Jahren sechs rein elektrisch angetriebene Modelle auf den Markt kommen, ab 2030 sollen 60 Prozent des weltweiten Umsatzes mit reinen E-Fahrzeugen erzielt werden. Ein Viertel der übrigen 40 Prozent ist als Plug-ins geplant, der Rest als Mild- und Vollhybride. Die kommenden Modelle basieren allesamt auf der vorhandenen Modularen Längsarchitektur (MLB), erst später wird die EMA (Electric Modular Architecture) eingeführt.

Mazda
Als im globalen Vergleich kleiner Hersteller müssen sich die Japaner ordentlich strecken, um in Europa nicht den Anschluss an die E-Mobilisierung zu verpassen. Neben dem stylischen, aber reichweitenschwachen MX-30 müssen also noch diverse weitere Modelle kommen. Welche das sein könnten, ist aber noch weitgehend unklar. Zuletzt hatten britische Medien von drei neuen Modellen bis 2025 berichtet. Wichtige kommende Modelle: Mazda MX-30 mit Range Extender (Mini-SUV, 2022)

(Bild: Stephan Schätzl)

Mercedes-Benz
Die Schwaben zählen zu den eher vorsichtigen Herstellern, was das öffentliche Formulieren von E-Auto-Zielen angeht. Klar postuliert ist bislang nur die Absicht, ab 2025 mehr als die Hälfte des Europa-Absatzes mit E-Autos und Plug-in-Hybriden zu bestreiten. Darüber hinaus will man sich mit dem Antriebsmix künftig flexibel an die Marktgegebenheiten anpassen, wobei der Fokus auf E-Mobilität liegen soll. Das Modellangebot wächst aktuell schnell, sowohl in den Volumensegmenten als auch im Luxus-Bereich. Wichtige kommende Modelle: Mercedes EQE SUC (Oberklasse-SUV, 2023), Mercedes EQG (Geländewagen, 2024)

Mercedes will die G-Klasse mit vier Elektromotoren bringen. (Bild: Stephan Schätzl)
Mercedes will die G-Klasse mit vier Elektromotoren bringen.

Mini
Als Marke für Lifestyle-orientierte und solvente Städter ist die BMW-Tochter eigentlich prädestiniert für den E-Antrieb. Trotzdem ist man, was öffentliche Ankündigungen zum Verbrenner-Ausstieg angeht, noch zurückhaltend. „Power of Choice“ nennen die Briten die Strategie, der Kundschaft zumindest bis 2030 die Wahl zwischen unterschiedlichen Antriebsoptionen zu lassen. Trotzdem sind zahlreiche Stromer geplant, die teils in Kooperation mit dem chinesischen Hersteller Great Wall gebaut werden. Wichtige kommende Modelle: Mini Dreitürer (Kleinwagen, 2023), Mini Countryman (2023)

Mitsubishi
In Europa will die japanische Marke vor allem auf ihre Allianz mit Renault-Nissan bauen, eigene E-Auto-Ziele formuliert sie bislang nicht. Welche Modelle übernommen und unter eigenem Logo angeboten werden sollen, wird aktuell noch verhandelt. Zur Wahl steht unter anderem ein Ableger des künftigen E-Kleinwagens Renault 5 als auch ein Modell auf Basis des Renault Megane E-Tech.

Nissan
Nach dem Leaf kam lange nichts. Die Japaner teilen mit anderen E-Auto-Vorreitern das Schicksal, dass man nach gutem Start an Tempo verloren hat. Einen genauen Zeitpunkt für den Wandel zur E-Marke nennt Nissan bislang nicht, die Marke dürfte sich in Europa jedoch an Allianzpartner Renault orientieren, der 2030 als Zeitpunkt für den Verbrenner-Ausstieg nennt. Wichtige kommende Modelle: Nissan Ariya (Mittelklasse-SUV, 2022), Nissan Micra (Kleinwagen, 2024)

Opel
Der multinationale Stellantis-Konzern setzt in Europa konsequent auf E-Mobilität. Vorreiterin unter den Volumenmarken ist dabei Tochter Opel, die bereits 2028 rein elektrisch sein soll. Zwei Jahre vor Peugeot und Fiat. Schneller geht es nur bei den exklusiveren Anbietern DS (2024) und Lancia (2026). Die flexible, modulare Technik stammt dabei in allen Fällen aus dem gleichen Pool. Wichtige kommende Modelle: Opel Astra-e (Kompaktlimousine, 2023), Opel Manta (Crossover, 2025)

Opel Manta eConcept (Bild: Opel Automobile GmbH)
Opel Manta eConcept

Peugeot
Im Vergleich zu Schwester Opel geht Peugeot den Umbau zur E-Automarke etwas vorsichtiger an, was wohl auch aus Rücksicht auf die preissensiblen Märkte in Südeuropa geschieht. Trotzdem soll ab 2030 auf dem Kontinent kein Verbrenner der Marke mehr verkauft werden. Wie auch die übrigen Stellantis-Marken soll Peugeot bei dem schnellen und konsequenten Umbau von der Größe des Mutterkonzerns profitieren. Wichtige kommende Modelle: Peugeot e-308 (Kompaktlimousine, 2023), Peugeot e-3008 (Kompakt-SUV, 2023)

Peugeot 308 (Bild: Stephan Schätzl)
Peugeot 308

Porsche
Trotz einer beeindruckenden Verbrenner-Tradition verweigert sich Porsche der neuen Antriebstechnik nicht und baut sie als erster großer Sportwagenhersteller konsequent in seine Zukunftsstrategie ein. Neben Limousine und SUV wird es auch schon bald Batterie-Sportwagen der Marke geben. Der Boxermotor wird aber zunächst nicht fallengelassen: Für 2030 ist ein Verbrenner-Anteil von knapp 20 Prozent vorgesehen. Der Rest sollen E-Autos und Plug-in-Hybride sein. Wichtige kommende Modelle: Porsche Macan E (Mittelklasse-SUV, 2023), Porsche Panamera E (Oberklasselimousine, 2024/2025)

Renault
Mit dem Kleinwagen Zoe haben die Franzosen über Jahre immer wieder das beliebteste E-Auto in Europa gestellt. Seit Kurzem ist mit dem Mégane E-Tech Electric ein weiteres Volumenmodell mit großem Absatzpotenzial an Bord. Entsprechend optimistisch sind die Pläne der Marke, die als Komplettanbieter sämtliche Pkw-Segmente abdecken will: Bis 2030 sollen alle Autos in Europa rein batteriebetrieben sein. Wichtige kommende Modelle: Renault Grand Scénic (Familien-Crossover, 2023), Renault 5 (Kleinwagen, 2024)

Renault legt den R5 als E-Mobil neu auf. (Bild: Renault)
Renault legt den R5 als E-Mobil neu auf.

Seat/Cupra
Von der E-Mobilitätsoffensive im VW-Konzern profitiert die Marke Seat bislang nicht. Stattdessen erhält der sportliche Ableger Cupra exklusiven Zugriff auf den Stromer-Baukasten und wird bis 2030 zum reinen E-Anbieter. Für die Marke Seat bleibt möglicherweise nur noch die Rolle als Abverkäufer von Verbrenner-Pkw. Wichtige kommende Modelle: Cupra Tavascan (Crossover, 2024), Cupra Urban Rebel (Kleinwagen, 2025)

Cupra Urban Rebel Concept: In diesem Showcar verbirgt sich ein kleiner Citystromer, der im Serienzustand deutlich harmloser daherkommen wird. (Bild: Stephan Schätzl)
Cupra Urban Rebel Concept: In diesem Showcar verbirgt sich ein kleiner Citystromer, der im Serienzustand deutlich harmloser daherkommen wird.

Skoda
Unter den großen Pkw-Marken im Volkswagenkonzern zählt Skoda zu den vorsichtigeren Vertretern. Bis Ende des Jahrzehnts soll der E-Anteil der Tschechen in Europa lediglich 50 bis 70 Prozent betragen. Die Vorsicht dürfte vor allem von der schwierigen Situation der E-Mobilität in Ost- und Südeuropa herrühren, wo Skoda besonders populär ist. Wichtige kommende Modelle: Skoda Elroq (Mini-Crossover, 2024)

Suzuki
Für die Japaner ist der Umstieg auf E-Mobilität in Europa eine große Herausforderung. Bereits heute muss die Marke auf Hybrid-Antriebe von Kooperationspartner Toyota zurückgreifen, um die CO2-Vorgaben der EU zu erfüllen. Möglich, dass die Zusammenarbeit auch auf E-Mobile ausgeweitet wird. E-Auto-Ziele formuliert der Hersteller nicht, immerhin ist für 2025 ein erster Stromer angekündigt.

Toyota
Lange Zeit zog Toyota die Wasserstoff-Brennstoffzelle der Batterie vor. Eine Exotenposition, die der Weltmarktführer jedoch mittlerweile modifiziert hat - künftig sollen auch normale Akku-Stromer das Portfolio CO2-neutral machen. Bis 2030 soll jeder zweite Neuwagen der Marke in Europa elektrisch fahren, ab 2035 dann jeder. Wichtige kommende Modelle: Toyota bZ Small Crossover (Mini-SUV, 2025)

Volvo hat sich früh zur E-Mobilität bekannt. Bald startet eine neue Produktfamilie. (Bild: Volvo)
Volvo hat sich früh zur E-Mobilität bekannt. Bald startet eine neue Produktfamilie.

Volvo
Bei der Elektrifizierung haben sich die Schweden früher als jeder andere große Autohersteller aus dem Fenster gelehnt. Schon 2015 kündigten die Schweden eine E-Offensive an, vor gut einem Jahr legten sie sich auf 2030 als Enddatum für die Verwandlung zur reinen E-Marke fest. Unter den großen europäischen Premiumherstellern ist niemand ehrgeiziger. Wichtige kommende Modelle: Volvo Concept Recharge (Crossover, 2023), Volvo XC20/XC30 (Mini-Crossover, 2023)

(Bild: Volkswagen)

VW
Die Marke VW zählt in Europa zu den Vorreitern der E-Mobilität. Eine eigentlich ungewohnte Rolle für die Wolfsburger, die zuvor meist erfolgreich auf bereits etablierte Trends setzten. Ganz will man sich der neuen Antriebstechnik aber zunächst noch nicht verschreiben - für 2030 ist ein E-Anteil von 70 Prozent angekündigt, erst 2035 soll die Umstellung komplett erfolgt sein. Wichtige kommende Modelle: ID. Buzz (Bus/Großraumlimousine, Ende 2022), ID. 7 (Mittelklasselimousine, 2023) (SPX)

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