Milliarden-Skandal
Betrugsanklage gegen Ex-Wirecard-Chef Markus Braun
Mehr als eineinhalb Jahre nach der Pleite des ehemaligen DAX-Konzerns Wirecard hat die Staatsanwaltschaft München Betrugsanklage gegen den früheren Vorstandschef, den Österreicher Markus Braun, erhoben. Die Ermittler werfen Braun und zwei weiteren ehemaligen Wirecard-Managern „bandenmäßiges Vorgehen“ vor. Sie sollen seit 2015 die Bilanzen gefälscht und kreditgebende Banken um insgesamt 3,1 Milliarden Euro geschädigt haben.
Vom Gesamtschaden entfallen 1,7 Milliarden Euro auf Kredite und weitere 1,4 Milliarden Euro auf Schuldverschreibungen. Braun unterschrieb laut Anklage wissentlich die falschen Bilanzen. Auf 480 Seiten beschuldigten die Ermittler Braun laut „Handelsblatt“ des bandenmäßigen Betrugs, der Veruntreuung von Vermögen des Konzerns, der Bilanzfälschung sowie der Marktmanipulation. Soweit bekannt, sieht Braun sich selbst als Opfer.
Luftbuchungen um 1,9 Milliarden Euro
Wirecard hatte im Ende Juni 2020 Insolvenz eingemeldet, nachdem das Unternehmen Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt hatte - das Geld war nicht auffindbar und ist bis heute verschwunden. Der mutmaßliche Bilanzbetrug hatte Wirecard 2018 auch zum Aufstieg in den DAX verholfen.
Als Schlüsselfigur der Affäre gilt Jan Marsalek
Von Brauns Anwalt lag zunächst keine Stellungnahme vor. Der Österreicher sitzt seit 22. Juli 2020 ununterbrochen in Untersuchungshaft. In Zivilprozessen vor dem Münchner Landgericht wurde deutlich, dass Braun nach wie vor davon ausgeht, die vermissten 1,9 Milliarden Euro würden tatsächlich existieren. Als Schlüsselfigur der Affäre gilt neben Braun der frühere Vertriebsvorstand Jan Marsalek, ebenfalls ein Österreicher, der im Sommer 2020 ins Ausland floh und seither untergetaucht ist. Gegen Marsalek wird anderweitig ermittelt, er ist bisher nicht angeklagt.
„Es war für mich unvorstellbar, dass so was passieren konnte“
Mit Braun auf der Anklagebank sitzen sollen laut „Handelsblatt“ auch der ehemalige Statthalter des Konzerns in Dubai, Oliver Bellenhaus, sowie der frühere Chefbuchhalter und stellvertretende Finanzchef Stephan von Erffa. Bellenhaus hatte sich der Justiz kurz nach der Insolvenz als Kronzeuge zur Verfügung gestellt. Von Erffa hatte sich vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Bundestages für den Finanzskandal entschuldigt: „Es war für mich unvorstellbar, dass so was passieren konnte.“ Er wolle sich seiner Mitverantwortung nicht entziehen und sei vielleicht zu gutgläubig gewesen.
Bevor es zum Prozess kommt, muss im nächsten Schritt das Landgericht München entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird.
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