Keine Gratistests mehr

1200 Kündigungen: Das Ende von „Alles gurgelt!“

Politik & Wirtschaft
14.03.2022 15:00

Das Lifebrain-Labor meldet alle Mitarbeiter zur Kündigung an. Das Aus der Gratis-Gurgeltests für Wien ist also besiegelt. Wie es weitergeht, weiß aber selbst das Wiener Rathaus nicht. Geschäftsführer Michael Havel lässt mit einer brisanten Aussage aufhorchen.

Montagmorgen war es also so weit: Kündigung für alle 1200 Mitarbeiter des Lifebrain-Labors! Das Schicksal der Mitarbeiter zeichnete sich allerdings schon in den Tagen und Wochen davor ab. Bei einem Aus der Gratistests drohe ein radikaler Jobabbau, verkündete Havel mehrmals - die „Krone“ berichtete.

Tests kosten 1,5 Millionen Euro pro Tag
Das Unternehmen im 14. Bezirk analysiert im Rahmen des Wiener Corona-PCR-Testprogramms „Alles gurgelt“. Die vom Bund aus Steuergeldern bezahlten Corona-Tests kosten 1,5 Millionen Euro - pro Tag! Der Schritt falle „extrem schwer“, betonte Lifebrain-Geschäftsführer Havel, aber es „sei Teil der unternehmerischen Verantwortung, die Kündigungen als Vorsichtsmaßnahme anzumelden“.

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Jetzt die Test-Infrastruktur aufzulösen, ist das Schlechteste, was man tun kann. Eine Katastrophe für die Gesundheitspolitik!

Michael Havel, Lifebrain-Geschäftsführer

Lifebrain-Geschäftsführer Michael Havel und Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) (Bild: Zwefo)
Lifebrain-Geschäftsführer Michael Havel und Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ)

Kritik an Bundesregierung
Erst Ende 2021 hatte man den Standort in der Klinik Penzing massiv ausgebaut und die Testkapazitäten weiter erhöht. Vier zum Labor umgebaute Pavillons werden aktuell betrieben. Auch der Personalstand wurde laufend erhöht, auf bis zuletzt eben 1500 Mitarbeiter. Havel übt im Telefongespräch mit der „Krone“ heftige Kritik an der Bundesregierung. „Während eines der Höhepunkte der Pandemie die bestens funktionierende Test-Infrastruktur aufzulösen und zu zerschlagen, ist das Schlechteste, was man tun kann.“

Erst vor Kurzem hat das Lifebrain-Labor, das die „Alles gurgelt“-Tests auswertet, die Zahl der Mitarbeiter um 600 aufgestockt. (Bild: AFP/Alex Halada)
Erst vor Kurzem hat das Lifebrain-Labor, das die „Alles gurgelt“-Tests auswertet, die Zahl der Mitarbeiter um 600 aufgestockt.

Stadt Wien weiß nicht, wie es weitergeht
Wie es mit der Teststrategie jetzt weitergehen soll, weiß aber niemand so recht. Aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker heißt es, dass seitens des Bundes noch niemand mit ihnen darüber gesprochen habe: „Unsere Haltung hat sich nicht geändert. Wir sprechen uns für eine Weiterführung der Gratis-Tests aus.“ Alleine wird die Stadt das Testprogramm nicht stemmen, wie Bürgermeister Michael Ludwig (beide SPÖ) zuletzt wiederholt betont hatte.

„Kann dann im Herbst nicht auf Knopfdruck wieder hergestellt werden“
Gleichzeitig warnen die Virologen jetzt schon vor dem Herbst. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werde eine möglicherweise massive Welle an Infektionen erwartet. „Eines sage ich ganz klar: Wenn man jetzt die Teststrukturen zerstört, dann kann das im Herbst auf Knopfdruck nicht wieder hergestellt werden“, lässt Havel aufhorchen.

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