„Nicht ernst genommen“

Schwarzenberg: Putin argumentiert wie Hitler 1938

Ausland
15.03.2022 06:54

Für Tschechiens Ex-Außenminister Karel Schwarzenberg gleicht die Argumentation von Russlands Präsidenten Wladimir Putin für den Ukraine-Krieg jener des nationalsozialistischen Diktators Adolf Hitler zum „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938. Zudem sei die Entwicklung ähnlich wie in den 30er-Jahren auch diesmal keineswegs überraschend gekommen, meinte Schwarzenberg. Wie Hitler sei auch Putin „nicht ernst“ genommen worden.

„Gerade die Österreicher sollten sich erinnern“, sagte der Erbe eines der berühmtesten Adelshäuser der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie, der einen Schweizer und einen tschechischen Pass besitzt: „Die Argumentation ist dieselbe, wie weiland die ,unseres Führers‘ gegenüber Österreich: ,Das ist keine selbstständige Nation, das ist ein Teil unserer Nation, sie haben kein Recht, eine selbstständige Politik zu machen.‘“

„Schauen Sie sich die Rede noch einmal genau an“, empfahl der 84-Jährige in einem Telefonat mit der APA allen Interessierten eine genaue Analyse der Putinschen Rhetorik, „und schauen Sie sich dann Zitate aus den 30er-Jahren an. Sie werden erstaunt sein, wie parallel die sind.“

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So wie seinerzeit manche Politiker Hitlers ,Mein Kampf‘ gelesen haben, aber nicht geglaubt haben, dass das einer so ernst meint, so haben sie jetzt auch nicht geglaubt, dass es Putin ernst meint.

Tschechiens Ex-Außenminister Karel Schwarzenberg

Eine weitere Parallele sei, dass die internationale Politik von den Entwicklungen wieder überrascht worden sei, obwohl sie in den vergangenen Jahren nur genauer aufpassen hätte müssen, insinuierte Schwarzenberg. „So wie seinerzeit manche Politiker Hitlers ,Mein Kampf‘ gelesen haben, aber nicht geglaubt haben, dass das einer so ernst meint, so haben sie jetzt auch nicht geglaubt, dass es Putin ernst meint.“

Karel Schwarzenberg, Ex- Außenminister der Tschechischen Republik (Bild: APA/HANS PUNZ)
Karel Schwarzenberg, Ex- Außenminister der Tschechischen Republik

„Glaube nicht, dass Russland Krieg sehr lange führen kann"
Der Ukraine-Krieg habe sich „überraschend“ entwickelt, erklärte Schwarzenberg weiter. „Die Ukraine leistet viel stärkeren, heldenhaften Widerstand, als wir alle geglaubt haben. Wir hatten eher geglaubt, die Ukraine wird relativ rasch überrannt. Das ist aber nicht der Fall.“ Die weitere Entwicklung sei noch offen, meinte der ehemalige Außenminister: „Ich weiß es nicht, ich bin kein Prophet. Ich bin schon sehr gespannt. Zusammen mit den Wirtschaftssanktionen glaube ich aber nicht, dass Russland den Krieg sehr lange führen kann. Wenn die Ukraine noch zwei Monate aushält, dann könnte sie es geschafft haben.“

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