Durch strikte staatliche Zensur, die unter anderem verbietet, den Krieg als solchen zu bezeichnen, erhalten Russen keine unabhängigen Informationen über Putins Einmarsch in der Ukraine. Eine Hackergruppe aus Polen will das nun ändern und hat eine Website erstellt, auf der sich jeder Internetnutzer die Telefonnummer eines Russen zulosen lassen kann, um ihn persönlich über die Vorgänge in der Ukraine zu informieren.
In den letzten Wochen haben Anonymous-Aktivisten zahlreiche kreative Methoden erdacht, um mit russischen Internetnutzern in Kontakt zu treten. Es wurden Restaurantbewertungen auf Google Maps, Tinder-Profile oder Elektro-Tankstellen zweckentfremdet, um Botschaften gegen den Krieg an der Zensur vorbei zu schleusen und sie in Russland zu verbreiten.
Nun gibt es mit der Website 1920.in einen weiteren unkonventionellen Kommunikationskanal nach Russland. Er erlaubt dem Nutzer die direkte Kontaktaufnahme mit Russen per SMS, WhatsApp oder E-Mail.
Squad 303 unterstützt Anonymous
Erstellt hat die Website ein Team polnischer Hacker namens Squad 303. Die Gruppe hatte sich - siehe Video - dem Anonymous-Cyberkrieg gegen Putin angeschlossen. Die Hacker verwenden für die Website eine Datenbank mit Millionen E-Mails-Adressen und Telefonnummern russischer Bürger, die zuvor im Netz veröffentlicht wurde.
Nutzer der Website können sich einen Kontakt in Russland zuweisen lassen und diesem vorgefertigte Nachrichten gegen den Krieg senden oder auch einige persönliche Worte zukommen lassen.
„Eure Medien werden zensiert, der Kreml lügt“
Einige User haben den Prozess automatisiert und senden mit Bots Nachrichten nach Russland. In den vorgefertigten Botschaften in kyrillischer Schrift heißt es etwa: „Liebe Russen, eure Medien werden zensiert, der Kreml lügt.“ Oder auch: „Findet die Wahrheit über die Ukraine im freien Internet und in der Telegram-App heraus. Es ist Zeit, Diktator Putin zu stürzen.“
Auf Twitter berichten Nutzer der Website, dass sie tatsächlich Antworten erhielten. Für die Russen, deren Kontaktdaten in der Datenbank enthalten sind, können die Chats allerdings gefährlich werden. Das kürzlich eingeführte Zensurgesetz sieht bis zu 15 Jahre Haft vor, wenn russische Bürger beim Thema Ukraine der Darstellung des Kreml widersprechen.
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