Leck als Unfallursache

Mädchen (6) ertrank: Bootsverleiher vor Anklage

(Bild: Pail Sepp)

Der tödliche Bootsunfall vom September 2021 in Gössendorf südlich von Graz hat nun ein Nachspiel vor Gericht: Die Staatsanwaltschaft Graz hat einen Strafantrag gegen die Eltern der beiden Mädchen sowie gegen den Verleiher des Boots wegen grob fahrlässiger Tötung und grob fahrlässiger Körperverletzung eingebracht. Die sechsjährige Tochter war vergangenen Sommer beim Untergang eines Tretboots in der Mur ertrunken, ihre achtjährige Schwester hatte nur knapp überlebt.

Es war der 4. September 2021, als Vater und Mutter - beide kommen aus Afghanistan und sind selbst keine guten Schwimmer - bei der Freizeitanlage Auwiesen ein Tretboot ausliehen. Zusammen mit den Töchtern, die beide gar nicht schwimmen konnten und auch keine Schwimmhilfen trugen, fuhren sie in den Staubereich des Murkraftwerks hinaus.

Plötzlich drang Wasser in das Boot ein. Der Vater versuchte noch, mit beiden Töchtern ans Ufer zu schwimmen, aber vergeblich. Er konnte nur die reglose Achtjährige ans Ufer bringen. Die jüngere der beiden Geschwister ertrank. Die Mutter schaffte es gerade noch, sich selbst zu retten.

(Bild: Pail Sepp)

Hilfe kam zu spät
Passanten reanimierten die Achtjährige, die dann per Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen wurde. Dort lag sie tagelang im Koma und überlebte den Unfall letztlich.

Wartungen verabsäumt?
Hansjörg Bacher von der Staatsanwaltschaft Graz sagte am Dienstag auf APA-Nachfrage, dass vergangene Woche der Strafantrag eingebracht wurde. Demnach hatte das Boot ein Leck und sank deshalb. Die Schuld sieht der Ankläger daher einerseits beim Bootsverleiher. Er dürfte keine regelmäßigen Wartungen vorgenommen und daher ein fahruntüchtiges Boot zum Verleih angeboten haben.

Hansjörg Bacher, Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz

(Bild: Jürgen Radspieler)

Eltern werden auch angeklagt
Die Eltern indessen sollen mit Schuld sein, weil sie keine Schwimmhilfen für die Kinder verwendeten, obwohl diese gar nicht schwimmen konnten und sie selbst auch keine guten Schwimmer waren. Das Verfahren gegen jenen Mann, der das Boot der Familie ausgehändigt hat, wurde übrigens eingestellt, weil er beim Verleih gar nicht angestellt war und nur die Boote übergab. Ein Prozesstermin steht noch nicht fest.