Die britische „Krypto-Detektei“ Elliptic hat in einer digitalen Geldbörse „signifikante Krypto-Vermögenswerte“ in Millionenhöhe entdeckt, die möglicherweise russischen Beamten und Oligarchen gehören. Sie sollen damit versucht haben, die angesichts des Ukraine-Krieges geltenden Sanktionen zu umgehen. Die Behörden seien informiert worden, hieß es.
Seit Beginn des Ukraine-Krieges wird hitzig darüber debattiert, ob Kryptowährungen von russischen Oligarchen verwendet werden können, um die gegen sie verhängten Sanktionen zu umgehen. Da Vermögen im Ausland eingefroren und unter anderem Jachten beschlagnahmt wurden, befürchten Beobachter, dass sich Abramowitsch & Co. Kryptowährungen wie Bitcoin zuwenden könnten, um ihr noch verbliebenes Vermögen in Sicherheit zu bringen.
Elliptic-Mitgründer Tom Robinson zeigte sich in einem Interview mit Bloomberg allerdings skeptisch, was die Erfolgsaussichten derartiger Bemühungen anbelangt: „Kryptowährungen können zur Umgehung von Sanktionen verwendet werden“, räumte er ein. „Die Frage ist nur, in welchem Ausmaß“.
Kein Königsweg
Robinson zufolge sei es „nicht realistisch, dass Oligarchen Sanktionen vollständig umgehen können, indem sie ihr gesamtes Vermögen in Kryptowährungen verschieben“ - schließlich seien Kryptowährungen „in hohem Maße rückverfolgbar“. „Krypto kann und wird für die Umgehung von Sanktionen verwendet werden, aber es ist nicht der Königsweg“, fasste der Experte zusammen.
Elliptic, zu dessen Kunden Regierungsbehörden und Kryptobörsen gehören, hat eigenen Angaben zufolge bereits mehr als 400 virtuelle Vermögensdienste identifiziert, die es ihren meist anonymen Nutzern ermöglichen, Kryptowährungen mit Rubeln zu kaufen. Letzte Woche verdreifachte sich die Aktivität an diesen Börsen im Vergleich zur Woche vor dem Ausbruch des Krieges Ende Februar, so Robinson.
Zahlreiche Verbindungen nach Russland aufgespürt
Die Krypto-Detektei will seit Beginn der Sanktionen zudem mehr als 15 Millionen Kryptowährungsadressen mit kriminellen Aktivitäten in Verbindung gebracht haben, die einen Bezug zu Russland haben. Außerdem habe man mehrere hunderttausend Kryptoadressen identifiziert, die mit in Russland ansässigen sanktionierten Akteuren in Verbindung stehen. „Wir arbeiten mit Regierungsbehörden und anderen Organisationen zusammen, um sicherzustellen, dass diejenigen, die für die Ermöglichung der brutalen und illegalen Invasion der Ukraine verantwortlich sind, keine Kryptowährungen verwenden können, um ihren Reichtum zu verstecken“, teilte Elliptic in einem Blogeintrag mit.
Krypto-Wallets unterscheiden sich dem Unternehmen nach grundlegend von Bankkonten, da Gelder mit einem Mausklick über Tausende neuer Adressen verschoben werden könnten. Die Überprüfung von Sanktionen erfordere daher mehr als den einfachen Abgleich der Wallet-Adressen von Kunden mit den auf Sanktionslisten veröffentlichten Adressen, um wirksam zu sein, erläuterte das Unternehmen.
„Als Branche haben wir die Macht und die Verantwortung, die Verwendung von Krypto-Assets zu gestalten und zu verhindern, dass sie zu einem Zufluchtsort für Geldwäscher und Kleptokraten werden. Wir haben jetzt die Gelegenheit zu zeigen, dass ein auf Kryptowährungen basierendes Finanzsystem - mit den richtigen Kontrollen und Schutzmaßnahmen - sicherer, fairer und weniger anfällig für Missbrauch sein wird als das derzeitige.“
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