Die heimische Wirtschaft hatte sich nach den pandemiebedingten Lockdowns gerade erst erholt, da sorgt der Krieg in der Ukraine für einen ordentlichen Dämpfer. „Zum einen beeinträchtigen die Russland-Sanktionen direkt den Außenhandel. Vor allem aber werden die höheren Energiepreise indirekt über Einkommens- und Gewinneinbußen die Nachfrage abschwächen“, so die Ökonomen der Bank Austria. Die Experten haben daher ihre Wachstumsprognosen für Österreich revidiert.
Insgesamt gehen die Ökonomen des Instituts von einem negativen Wachstumseffekt durch die Ukraine-Krise von rund 1,25 Prozentpunkten kumuliert in den nächsten beiden Jahren aus. „Für 2022 erwarten wir ein Wirtschaftswachstum von 3,6 Prozent und damit 0,9 Prozentpunkte weniger als vor Ausbruch des Konflikts. 2023 wird der BIP-Anstieg mit 2,6 Prozent um etwa 0,4 Prozentpunkte geringer ausfallen als bisher erwartet“, sagte Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer am Dienstag.
Für 2022 erwarten wir ein Wirtschaftswachstum von 3,6 Prozent und damit 0,9 Prozentpunkte weniger als vor Ausbruch des Konflikts.
Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer
Große Last durch Preisanstieg bei Energie
Belastet wird die heimische Wirtschaft bzw. die Bevölkerung insbesondere von Preisanstiegen bei Energie oder einem möglichen Lieferstopp von Importgütern aus Russland - insbesondere von Gas, das Österreich bisher zu rund 80 Prozent aus Russland bezieht. Die Sanktionen würden zwar direkt den Außenhandel mit Russland beeinträchtigen, allerdings betrugen die Exporte nach Russland 2021 nur knapp zwei Milliarden Euro, das entspricht 0,5 Prozent des BIP.
Der vor allem energiepreisbedingte Anstieg der Inflation dürfte sich weiter beschleunigen, wird erwartet. Im Februar lag die Teuerung voraussichtlich bei 5,9 Prozent im Jahresvergleich und erreichte damit den höchsten Wert seit dem Sommer 1984. Die Experten sehen im Jahresdurchschnitt 2022 mittlerweile eine Inflation von 5,9 Prozent. „2023 wird die Inflation trotz abnehmenden Aufwärtsdrucks der Energiepreise durch Zweitrundeneffekte, wie z.B. die Indexierung der Mieten, mit 2,3 Prozent im Jahresdurchschnitt überdurchschnittlich hoch bleiben“, wird prognostiziert.
Zinsschritte der EZB nicht vor 2023
Zinsschritte der EZB werden dennoch nicht vor 2023 gesehen. Der Einlagensatz könnte bis Mitte 2023 in zwei Schritten auf Null angehoben werden. „Der Konflikt in der Ukraine löst im Vergleich zu unseren bisherigen Erwartungen eine Verzögerung der Normalisierung der Geldpolitik im Euro-Raum um zumindest ein Quartal aus“, so Bruckbauer.
Auswirkungen auf der Arbeitsmarkt befürchtet
Eine Belastung sei der Krieg in der Ukraine auch für den österreichischen Arbeitsmarkt. Nach 8,0 Prozent im Jahr 2021 erwarten die Bank-Austria-Ökonomen einen Rückgang der Arbeitslosenquote auf 6,7 Prozent im Jahresdurchschnitt 2022. Angesichts der hohen Anzahl an offenen Stellen werde sich der Verbesserungstrend vom Jahresbeginn vorerst noch fortsetzen. „Die Konjunkturverlangsamung infolge der kriegerischen Auseinandersetzung wird jedoch die Entwicklung am Arbeitsmarkt beeinträchtigen, daher wird sich der Verbesserungstrend zumindest verlangsamen“, so Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Für 2023 sei mit einem moderaten Rückgang der Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent im Jahresdurchschnitt zu rechnen, dem niedrigsten Wert seit 2008.
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