2x pro Woche duschen

So sieht Sophie Karmasins Alltag im Gefängnis aus

Österreichs größtes Gefängnis beherbergt neben mehr als 1000 anderen Häftlingen auch eine prominente Insassin. Die Untersuchungshaft für Meinungsforscherin Sophie Karmasin wurde verlängert, womit das „Graue Haus“ bis auf Weiteres ihre vorläufige Heimat bleibt. Einen „Promi-Status“ genießt im Häfen die ehemalige Ministerin jedenfalls nicht.

6.00 Uhr morgens in der Wiener Josefstadt: Die Sonne kämpft sich gerade über den Horizont und hat noch gar nicht die Gitterstäbe der Fenster erreicht, da wird Sophie Karmasin bereits unsanft geweckt. Denn wann für sie und ihre Zellengenossin in der Justizanstalt Tagwache ist, darf die 55-Jährige nicht selbst entscheiden. Justizwachebeamte drehen die Lichter in ihrer Zelle auf.

Seit zwei Wochen sitzt die Meinungsforscherin und Mutter zweier erwachsener Kinder im berüchtigten „Grauen Haus“ ein. Kürzlich wurde die U-Haft verlängert. Für die Justiz geht von der früheren ÖVP-Familienministerin - laut Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwalt „Urheberin und maßgebliche Ideengeberin“ in der Umfragenaffäre, die auch den Rücktritt von Ex-Kanzler Kurz auslöste - immer noch Tatbegehungsgefahr aus.

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Es besteht die Gefahr, dass die Beschuldigte auf freiem Fuß eine strafbare Handlung mit nicht bloß leichten Folgen begehen könnte.

Begründung für Verlängerung der U-Haft

Frühestens ab 15. April kommt Karmasin frei
Entscheidet nicht das Oberlandesgericht (eine Beschwerde haben Karmasins Anwälte eingebracht) zuvor anders, könnte Karmasin frühestens ab 15. April wieder Freiheit genießen. Bis dahin kommt sie in den Genuss der (Un-)Annehmlichkeiten des Häfen-Alltags. Doch wie sieht ein normaler Tag in Österreichs größtem Gefängnis aus?

Nur für eine Stunde am Tag wird die Zellentüre für die Ex-Politikerin geöffnet. (Bild: Martin A. Jöchl)
Nur für eine Stunde am Tag wird die Zellentüre für die Ex-Politikerin geöffnet.

Duschen zweimal die Woche für fünf Minuten
Nach der Tagwache (6 Uhr) bleibt eine Stunde Zeit, um sich frisch zu machen und die Zelle zu putzen. Das wird genau kontrolliert. Vorführbereit müsse man gekleidet sein, heißt es. Denn jederzeit könne es einen Termin bei Anwalt oder Richter geben. Bei U-Häftlingen heißt das: Alltagsgewand, verboten sind militärische und zu aufreizende Kleidung. Um 7.15 Uhr gibt es Frühstück, mittwochs Kaffee mit Brot, Butter und Marmelade. Für Karmasin herrscht dann Tristesse. Stehen keine Anhörungen an, verbringt sie 23 Stunden in der Zelle. Eine Stunde darf sie in der Betonwüste Innenhof Runden drehen, Bücher aus der Bibliothek holen. Duschen ist nur zweimal die Woche für fünf Minuten möglich.

Jede Stunde geht das Licht an
Kurz wird die Langeweile vom Scheppern des Speisewagens unterbrochen. Mittag- und Abendessen werden gebracht. Der Mittwoch-Menüplan: Fertigsuppe, Pasta mit Salat, am Abend ein kaltes Würstl mit Brot. Dienstag gab es nur eine Dose Jagdwurst. Um 22 Uhr gehen die Lichter aus. Stündlich kontrolliert aber ein Beamter durch ein Guckloch, ob alles in Ordnung ist. Dafür wird das Licht kurz aufgedreht, an Schlaf ist daher für viele nicht zu denken. U-Häftlinge dürfen übrigens auch nur mit richterlicher Genehmigung telefonieren.

Sophie Karmasin hat keine Sonderbehandlung, sie ist ein „normaler Häftling“. Vor dem Gesetz sind halt (zumeist) doch alle gleich.

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