Kritik wird lauter
Sprit bleibt trotz sinkender Ölpreise teuer
Sprit bleibt trotz sinkender Ölpreise teuer, sowohl in Österreich als auch Deutschland. Dort sorgen die trotz sinkender Ölpreise weiter extrem hohen Spritpreise nun für Kritik an den Ölkonzernen.
„Mein Eindruck ist, dass ein paar Ölmultis gerade den großen Reibach machen“, schrieb der baden-württembergische Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) am Dienstag auf Twitter. Vielen Autofahrern dürfte er damit aus der Seele sprechen, denn während Rohöl inzwischen fast wieder auf das Preisniveau vor Beginn des Ukraine-Kriegs zurückgekehrt ist, bleibt Superbenzin rund 45 Cent teurer, Diesel sogar rund 64 Cent. Auch in Österreich sind die „geopolitischen Risikoaufschläge“ beträchtlich.
Ölpreise sinken, Sprit bliebt teuer
Normalerweise bewegen sich die Preise für Öl und Sprit relativ im Gleichschritt, doch derzeit sind sie weitgehend entkoppelt. Dienstagmittag sank der Preis für Öl der in Europa wichtigen Sorte Brent unter 100 Dollar pro Fass (159 Liter) und näherte sich den Werten vor Kriegsbeginn. Nach dem russischen Angriff war er bis Anfang vergangener Woche über 130 Dollar gestiegen. Es wurde kurzfristig sogar ein Wert von 139,13 Dollar erreicht. Seither ist der Preis allerdings wieder stark gesunken. Beim Sprit ist davon aber nichts zu bemerken. Im Gegenteil: Sowohl Superbenzin als auch Diesel sind in der Phase des Ölpreisrückgangs eher teurer als billiger geworden.
Auch beim ADAC sieht man diese Diskrepanz. „Trotz aller kriegsbedingter Sondereffekte und Erklärungen für die hohen Spritpreise - irgendwo zwischen Ölförderung und Tankstelle bleibt das zusätzliche Autofahrergeld hängen“, sagt Kraftstoffmarkt-Experte Jürgen Albrecht. „Die Mineralölkonzerne verdienen im Raffineriegeschäft derzeit richtig gutes Geld.“ Der ÖAMTC sah die Erdölindustrie schon am Montag in der Pflicht zu erklären, warum die Preise für Benzin und Diesel so viel stärker gestiegen sind als der Rohölpreis. In Österreich sank der Benzinpreis zu Wochenbeginn wieder mehrheitlich unter 1,9 Euro und Diesel unter zwei Euro.
„Raffinerien verdienen deutlich mehr Geld“
Der deutsche Wirtschaftsverband Fuels und Energie (en2x) geht davon aus, dass die Ölfirmen derzeit hohe Profite machen. „Die Raffinerien verdienen derzeit deutlich mehr Geld als vorher“, sagte ein Sprecher zur Tageszeitung „taz“. Am Dienstag verwies der Verband auf eine höhere Nachfrage bei gleichzeitig zurückgegangenem Angebot. Die höheren Preise für Kraftstoffe aus heimischen Raffinerien oder dem Ausland seien „ein Indikator für eine Produktknappheit, die in diesem Fall europa- und weltweit gilt“.
Auch der Geschäftsführer des deutschen Tankstellenverbands ZTG, Jürgen Ziegner, sieht diese Knappheit. Vor allem bei Diesel und ihm ähnlichen Produkten werde in Deutschland weniger produziert als verbraucht. Ein relevanter Teil des Imports sei bisher aus Russland gekommen, doch viele Händler nähmen bereits ein mögliches Importverbot vorweg. Dadurch werde der Treibstoff knapper und damit teurer. Dazu kämen Angst und Spekulation. Und es sei auch nicht auszuschließen, dass manche Unternehmen versuchten, etwas Speck anzulegen, um für sinkende Preise gewappnet zu sein. Die Tankstellen selbst hätten dagegen kaum Möglichkeiten, die Preise zu gestalten.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.