Gold und Champagner

Commerzialbank-Affäre: Wirbel um Geschenkliste

Burgenland
16.03.2022 06:00

Gold, Silber sowie Champagner an 110 Entscheidungsträger wie Bürgermeister, Staatsanwältin, Richter und Chefredakteur.

Ein Kilo Silber und eine Flasche Champagner hier, 100 Gramm Gold, Barolo-Wein da oder auch üppige Blumensträuße und Schampus wieder dort: Waren es zwischen den Jahren 2015 und 2020 lediglich Geschenke für treue Bankkunden zu runden Geburtstagen und Weihnachten, oder könnten die Beschenkten diese mit dem Vorsatz angenommen haben, „sich in ihrer Tätigkeit als Amtsträger beeinflussen zu lassen“? Das ist die neue juristische Frage im ohnehin umfangreichen Kapitel rund um die Burgenland-Pleitebank.

Daher verlangt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwalt (WKStA) deshalb nun vom Masseverwalter des mit 700 Millionen Euro verschuldeten Geldinstituts „Auskünfte über Bankkonten und Bankgeschäfte“ über eine Liste von 110 Beschenkten! Brisant: Darunter ist eine SP-Politikerin, die vor dem U-Ausschuss verneint hatte, jemals Geschenke von Herrn Martin Pucher, dem Sportverein Mattersburg oder der Commerzialbank angedient bekommen zu haben.

Champagner-Flaschen, Gold- und Silberbarren und Blumen soll es für 110 Bankkunden als Geschenke gegeben haben. (Bild: dpa/Heraeus (Symbolbild))
Champagner-Flaschen, Gold- und Silberbarren und Blumen soll es für 110 Bankkunden als Geschenke gegeben haben.

Gold für SPÖ- und Silber für ÖVP-nahe Personen
Ebenso brisant: Auf 21 Seiten mit Titel „Anordnung der Auskunft über Bankkonten und Bankgeschäfte“ steht ein hoher Medienvertreter (er bestreitet, Geschenke angenommen zu haben), der über die Bank-Vorgänge und auch den U-Ausschuss Bericht erstattet haben soll.

Zudem sind auf der WKStA-Liste auch Bürgermeister, eine Staatsanwältin, ein Richter, Polizisten, Ärzte und höhere Verwaltungsbeamte angeführt. Insider aus dem Burgenland sprechen davon, dass es zum einen auffällig sei, dass SPÖ-nahe Personen meist mit Gold beschenkt wurden, während ÖVP-nahe Leute „nur“ Silber erhielten. Außerdem sollen einige noch amtierende SP-Bürgermeister des Burgenlandes, die sich auf der Geschenkliste befinden - überraschenderweise -, nicht zur kommenden Wahl antreten wollen.

Und: Es gibt Gerüchte über eine weitere Geschenkliste mit Personen, die kein Konto bei der Commerzialbank hatten. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

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