Hohe Energiepreise

Teuerung kostet Haushalte heuer im Schnitt 400 €

Politik
16.03.2022 12:38

Für die heimischen Haushalte drohen die massiv gestiegenen Energiepreise zu einer enormen Belastung zu werden. Die Einkommensverluste für einen Haushalt liegen heuer bei rund 400 Euro. Im kommenden Jahr wären es bei den angenommenen und vorherberechneten weiteren Preisentwicklungen rund 250 Euro im Vergleich zum Vorkrisen-Szenario.

Das geht aus Berechnung des Centre of Economic Scenario Analysis and Research (CESAR) für das NEOS Lab, dem Thinktank und Akademie von NEOS, hervor. Angenommen wurde für heuer ein Ölpreis von 130 Dollar pro Barrel (Preis am 9. März) sowie von 96 Euro im Jahr 2023. Für den Gaspreis der Industrie wurde im Modell ein Preis von 150 Euro/MWh in diesem Jahr und ein leichter Rückgang auf 116 Euro/MWh 2023 angenommen. NEOS lab betont, dass es sich dabei um punktuelle Annahmen handelt, zuletzt ist der Ölpreis wieder etwas gesunken und lag bei rund 100 Dollar.

(Bild: P. Huber)

Mit den getroffenen Annahmen würden die Realeinkommen der Haushalte heuer um 0,9 Prozent und nächstes Jahr um 0,6 Prozent sinken. Bei einer Betrachtung der Einkommensgruppen zeigt sich, dass die untersten zehn Prozent der Einkommensverteilung (das sogenannte 1. Dezil) etwas geringer betroffen sind als die nächste Einkommensgruppe.

Wenig-Verdiener deutlich stärker belastet
Das ergibt sich alleine aus der Tatsache, dass Menschen im 2. Dezil wesentlich öfter ein Auto besitzen als jene am unteren Ende. Insgesamt zeigt sich eine klar regressive Wirkung der Belastung, die in der unteren Hälfte der Einkommensverteilung mehr als doppelt so hoch ist wie in der oberen Hälfte.

In der untersten Einkommensgruppe, bei denen im Energieverbrauch die Heizkosten im Vordergrund stehen, kommt es heuer zu einem Nettoeinkommensverlust von 248 Euro. Am höchsten ist der Verlust im 5. Dezil mit 557 Euro jährlich. In den oberen Einkommensgruppen fällt das Minus etwas geringer aus.

Die Auswirkungen auf die Realeinkommen ergeben sich aus mehreren Faktoren: durch die Mehrbelastung durch höhere Energiepreise, durch die Mehrbelastung durch indirekte Preiseffekte (von den Energiepreisen ausgelöst) und durch die Kompensation durch Lohnerhöhungen (im Schnitt würden die Lohnabschlüsse heuer bei 2,6 Prozent liegen).

Verluste höher als Entlastung durch Steuerreform
„Die durchschnittlichen Verluste durch den Energiepreisschock wären damit bereits größer als die effektive Entlastung, die die Steuerreform heuer bringt“, sagt Günther Oswald, wirtschaftspolitischer Berater des Lab. Im Schnitt profitieren die Haushalte durch die Senkung der dritten Tarifstufe von 35 auf 30 Prozent per 1. Juli sowie durch die Senkung der KV-Beiträge für Einkommen unter 2500 Euro und die Erhöhung des Familienbonus um lediglich 264 Euro im Jahr 2022, wie eine Lab-Analyse, die mit dem Tool Soresi des Sozialministeriums durchgeführt wurde, im Vorjahr gezeigt hat.

Aus Sicht von Lab-Direktor Lukas Sustala zeigen die Berechnungen einmal mehr, wie dringend es eine Berücksichtigung der Inflation im heimischen Steuersystem ist. Vor allem in Zeiten der aktuell hohen Inflation werde die kalte Progression zu einer automatischen und weitreichenden Steuererhöhung für die Steuerzahler. „Österreich belastet im internationalen Vergleich den Faktor Arbeit über Gebühr. Nun nimmt der Finanzminister auch noch mehr Geld durch die Mehrwertsteuer auf Gas, Öl ein.“

Alle Steuerstufen um zehn Prozent anzupassen (Inflation 2021: 2,8 Prozent, 2022: sechs Prozent), würde die Arbeitseinkommen laut einer ersten Schätzung des NEOS Lab um 2,5 Milliarden Euro entlasten, so Sustala.

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