In der an Glücksfällen nicht reichen Gegenwart muss den wenigen besseren Momenten besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.
So ein Moment ereignete sich gestern in der Leipziger Nikolaikirche. Da bekam der Salzburger Schriftsteller Karl-Markus Gauß den Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Eine Jury mit Gespür hatte Gauß vor Monaten zum diesjährigen Preisträger gewählt. Niemand aus der Jury ahnte damals bei der Entscheidung im Winter 2021, in welchem Zustand sich Europa im März 2022 befinden würde.
Karl-Markus Gauß ist als Schriftsteller ein Europäer in elegantester Vollendung. In vier Jahrzehnten hat Gauß fast jeden Winkel und die vergessenen Dörfer des Kontinents bereist, in sich aufgenommen und beschrieben. Wenige Autoren stehen mit ihrem Werk derart prägnant wie Gauß für ein Europa, das größer ist als die EU und durch das von Putins Krieg verursachte unsägliche Leid zusammenfinden könnte.
Der Leipziger Buchpreis ist keine Dutzendehrung, wie man sie hierzulande in der Form pompöser Titel und Orden kennt. Er ist eine echte Auszeichnung. Gauß steht damit in einer Reihe der erlesensten Namen von Ryszard Kapuściński, Eric Hobsbawm, Ian Kershaw, Timothy Snyder bis zu Masha Gessen.
Karl-Markus Gauß sieht in diesen Kriegstagen eine Epochenwende und wie sich Dinge, die wie festgefügt gewirkt haben, rasend schnell verändern können. Gauß will Europa im Auge behalten und weiter darüber schreiben.
Also: Gauß lesen!
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