„Unterstützen Sie uns“

Selenskyj bittet Deutschland via Video um Hilfe

Ausland
17.03.2022 10:02

In einer Videoansprache an die Abgeordneten des Deutschen Bundestags hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag um mehr Hilfe für sein Land gebeten. Die Menschen in der Ukraine wollten frei leben und sich nicht einem anderen Land unterwerfen, sagte er in seiner Botschaft an die Mandatare.

In seinem Land seien nun Zivilisten und Soldaten wahllos Ziel russischer Angriffe. „Wieder versucht man in Europa, das ganze Volk zu vernichten“, sagte er laut Übersetzung. Die Bundestagsabgeordneten waren vor der Rede aufgestanden und begrüßten den auf einer Videoleinwand zugeschalteten Selenskyj mit Applaus.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Donnerstag Deutschland um mehr Hilfe für sein Land gebeten. (Bild: APA/AFP/Tobias Schwarz)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Donnerstag Deutschland um mehr Hilfe für sein Land gebeten.

Die Lage seines Landes verglich der ukrainische Präsident mit jenem des geteilten Deutschlands im Kalten Krieg. Die Menschen in der Ukraine wollten frei leben und sich nicht einem anderen Land unterwerfen, sagte er. Es gehe darum, die von Russland heute errichtete Mauer einzureißen und den Krieg zu stoppen, spielte er an die Berliner Mauer an.„Sie befinden sich irgendwie wieder hinter der Mauer, nicht Berliner Mauer, aber mitten in Europa, wo es Freiheit gibt. Und diese Mauer ist stärker, mit jeder Bombe, die auf unseren Boden in der Ukraine fällt.“

In seinem Land seien Zivilisten und Soldaten wahllos Ziel russischer Angriffe. „Russland bombardiert unsere Städte und zerstört alles, was in der Ukraine da ist. Das sind Wohnhäuser, Krankenhäuser, Schulen, Kirchen, alles. Mit Raketen, mit Luftbomben, mit Artillerie. In drei Wochen sind sehr viele Ukrainer gestorben, Tausende. Die Besatzer haben 108 Kinder getötet, mitten in Europa, bei uns im Jahre 2022“, sagte Selenskyj. Und: „Wieder versucht man in Europa, das ganze Volk zu vernichten.“

Kritik an russenfeindlicher Politik
In seiner Rede betonte Selenskyj auch die Entschlossenheit seines Landes, der Europäischen Union beizutreten. „Die Ukraine wird in der EU sein“, sagte er. Kritisch äußerte er sich zur westlichen Politik gegenüber Russland im Vorfeld des Krieges und nannte konkret das lange Festhalten an der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 sowie die Weigerung, sein Land in die NATO aufzunehmen.

Deutschland habe daran mitgewirkt, eine Mauer zu errichten, um die Ukraine zu isolieren und Russland auszuliefern, kritisierte Selenskyj. An den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz richtet Selenskyj zum Abschluss seiner rund zehnminütigen Rede den Appell: „Reißen Sie diese Mauer nieder, unterstützen Sie uns!“

Wolodymyr Selenskyj sprach in der Vorwoche auf einer Videoleinwand im deutschen Bundestag. (Bild: APA/dpa/Michael Kappeler)
Wolodymyr Selenskyj sprach in der Vorwoche auf einer Videoleinwand im deutschen Bundestag.

Anspielung auf Rede von Ronald Reagan
Selenskyj spielte damit an die berühmte Rede von US-Präsident Ronald Reagan im Jahr 1987 vor der Brandenburger Tor an, als dieser mit Blick auf die damals die deutsche Hauptstadt teilende Mauer den sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow aufgefordert hatte, „diese Mauer niederzureißen“.

Der ukrainische Präsident hatte sich in den vergangenen Tagen schon an Parlamente mehrerer Staaten gewandt, darunter auch den US-Kongress.

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