Während die Raiffeisen Bank International (RBI) zu Beginn des Krieges auf die Ukraine kolportierte Pläne eines möglichen Rückzugs aus Russland noch dementierte, spitzt sich die Lage immer weiter zu. Die Bank prüft daher nun alle Optionen für das Geschäft in dem Land - „bis hin zu einem sorgfältig gesteuerten Ausstieg aus der Raiffeisenbank in Russland“, so RBI-Chef Johann Strobl in einer Aussendung vom Donnerstag. „Diese noch nie dagewesene Situation veranlasst die RBI, ihre Position in Russland zu überdenken.“
In den vergangenen Wochen hatte Strobl noch mehrmals betont, dass die RBI an der Russland-Tochter festhalten wolle. „Die Raiffeisen Bank International hat keine Pläne Russland zu verlassen“, hieß es beispielsweise Anfang März in Reaktion auf einen Reuters-Bericht, dass die Bank einen Rückzug erwäge. Nun ist ein Verkauf oder gar ein Exit der Raiffeisen aus Russland nicht mehr ausgeschlossen.
Russlang jahrelange Cashcow
Die RBI ist seit mehreren Jahrzehnten und intensiv in Russland investiert. Die Region Russland, Ukraine und Weißrussland gilt als Cashcow für die Bank. Das Geschäft in Russland machte zuletzt fast ein Drittel des Nettogewinns der Gruppe aus. In der gesamten Region „Osteuropa“, die Russland, Weißrussland und die Ukraine umfasst, hat die RBI laut Geschäftsbeicht für 2021 rund 600 Mio. Euro Gewinn gemacht. Das entspricht knapp der Hälfte des im Vorjahr erzielten Konzerngewinns von 1,37 Mrd. Euro.
Zudem hat die RBI in Russland 2,4 Mrd. Euro an Eigenkapital stecken. Das Kreditvolumen liegt bei 11,6 Mrd. Euro, davon sind in etwa 473 Mio. Euro von den Sanktionen gegen Russland betroffen. Das Gesamtexposure liegt bei 22,9 Mrd. Euro. In Russland hat die RBI derzeit rund 9000 Mitarbeiter.
Filialen in der Ukraine „on und off“
Wie es mit dem Geschäft in der Ukraine weitergeht, dazu wollte sich die Bank heute noch nicht äußern. Die Filialen seien dort „on und off, wo es die Situation zulässt“ noch offen, sagte eine Sprecherin zur APA. Insgesamt beschäftigt die RBI 6600 Mitarbeiter in der Ukraine, nicht alle seien aber mehr im Land, einige würden mittlerweile auch von anderen Ländern aus arbeiten. Das Exposure der RBI in der Ukraine liegt bei 4,4 Mrd. Euro. Das Kreditvolumen beläuft sich auf 2,2 Mrd. Euro und das Eigenkapital auf 320 Mio. Euro.
Die RBI und ihre Töchter würden jedenfalls weiterhin „in Übereinstimmung mit den lokalen und internationalen Sanktionsgesetzen“ agieren, hieß es in der Aussendung der Bank. Zudem wies die RBI darauf hin, dass die Töchter eigenfinanziert und gut kapitalisiert seien. Für die RBI-Aktie ging es am Donnerstag spürbar bergab. Gegen Mittag standen die Papiere mit 3,75 Prozent im Minus bei 13,85 Euro. Seit Jahresbeginn hat die Aktie rund die Hälfte ihres Werts verloren.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.