First Lady im Krieg
Wie Olena Selenska im Netz gegen Putin kämpft
Olena Selenska, die First Lady der Ukraine, wollte immer im Hintergrund bleiben - doch jetzt nutzt sie ihre Instagram-Seite mit 2,6 Millionen Followern, um die Welt zur Hilfe zu rufen. Das Porträt einer modernen Diplomatin im Krieg.
Am 14. Februar 2022 schien die Welt noch in Ordnung. Wie so viele andere bekam Selenska Blumen geschenkt. Sie hält den weiß-grünen Strauß in die Kamera ihres Handys. Ein Lachen, ein Kuss auf die Wange von Ehemann Wolodymyr.
2,6 Millionen Menschen folgen der ukrainischen First Lady im sozialen Netzwerk Instagram. Selenska schneidet Obst in ihrer Küche und gibt jungen Müttern Ernährungstipps. Sie trifft Brigitte Macron und Emine Erdogan. Weihnachtsgrüße, dekorierte Tannenbäume.
Das war vor dem 24. Februar. Bevor die Panzer rollten und Wolodymyr und Olena zu einer Schicksalsgemeinschaft machten. Wie so viele andere in dem Land.
Dass es einmal so weit kommen würde - undenkbar. 1978 wurde Olena Kijaschko in der Industriestadt Krywyj Rih geboren - gleich wie ihr späterer Ehemann. Die beiden lernten sich an der Uni kennen, 2003 läuteten die Hochzeitsglocken. Erst später kamen Berühmtheit und die eigene Produktionsfirma, für die Selenska Drehbücher schrieb. 2004 begrüßte das Paar Tochter Oleksandra, 2013 Sohn Kyrylo.
Sie wollte nie First Lady werden
2019 veränderte sich alles für die Familie Selenskyj: Wolodymyr tauschte die Rolle des satirischen Politikers mit der des echten Präsidenten. „Am Anfang war ich sehr dagegen“, sagte Selenska damals. „Es war ein sehr schwerer Schritt, eine völlig andere Richtung im Leben.“ Sie bevorzuge den Hintergrund, sagte sie zur ukrainischen „Vogue“.
Mit dem Hintergrund war es als First Lady vorbei. In Hosenanzügen setzte sie sich für Themen wie Geschlechtergerechtigkeit und Gesundheit ein. Als „europäisch im Geiste“ beschreibt sie das ukrainische Magazin „Fokus“.
Der Krieg veränderte alles
Und dann kam der 24. Februar. Seitdem sieht man weinende Kinder auf Selenskas Instagram-Kanal. Flüchtende Menschen, verzweifelte Mütter. In offenen Briefen adressiert sie die Welt. „Unsere Städte und Dörfer waren voller Leben. Jetzt leben unsere Frauen und Kinder in Bunkern und Kellern.“
Am Mittwoch bat sie die First Ladys und Gentlemen der Welt: „Lasst die ukrainischen Flüchtlinge auf Zeit eure Bürger werden. Sie werden mit eurer Wärme im Herzen zurückkommen.“ Und sie werden zurückkommen, ist Selenska sicher. Wann das sein wird, steht freilich in den Sternen.
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