Während Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) unzufrieden mit den unterschiedlichen Experten-Gremien in Sachen Corona sein soll, wächst Berichten zufolge auch der Unmut bei den Fachleuten, die in diesen Gremien sitzen. Sogar von Rücktritten ist die Rede. Einige GECKO-Mitglieder zeigten sich auf „Krone“-Anfrage hin allerdings verwundert: Man wisse nichts von möglichen Austritten, woher diese Gerüchte stammen oder dass es innerhalb des Gremiums derart gären würde.
„Also, ich kann dazu nur sagen: Bei mir gärt nichts“, sagt etwa Epidemiologin Eva Schernhammer. Zum angeblichen Vorwurf, die Politik höre zu wenig auf die Wissenschaft, erklärt Impfexperte Herwig Kollaritsch: „Dass wir ein beratendes Organ sind, muss hier doch jedem klar sein. Wenn die Politik nicht danach entscheidet, ist das doch ihr Problem.“ Davon müsse man sich auch nicht kränken lassen: „Da muss man nicht so mimosenhaft sein.“
„Die Entscheidungen trifft natürlich die Politik“
Auch für Ärztekammer-Präsident Thomas Skezeres ist klar, „dass die Politik ja nicht nur die wissenschaftlichen Empfehlungen berücksichtigen kann“ - auch wenn diese aus wissenschaftlicher Sicht natürlich stimmten. Und Simulationsforscher Niki Popper sagt: „Es muss einmal deutlich gesagt werden, dass die Entscheidungen natürlich die Politik trifft.“
Dass wir ein beratendes Organ sind, muss hier doch jedem klar sein. Da muss man nicht so mimosenhaft sein.
Impfexperte Kollaritsch
„Nicht um Zurücklegung der Funktion ersucht“
Auch von der Gesamtstaatlichen Covid-Krisenkoordination selbst hatte es auf Anfrage von krone.at geheißen, dass „weder bei den Vorsitzenden noch bei der Geschäftsstelle Mitglieder um die Zurücklegung der Funktion in GECKO ersucht“ hätten.
Dass die Politik nicht immer den Empfehlungen der Wissenschaft folgt, ist aber kein Geheimnis. GECKO hatte etwa empfohlen, erst dann Öffnungsschritte zu setzen, wenn die Zahlen einen deutlichen Abwärtstrend zeigen. Angesichts der Rekordwerte an Neuinfektionen und des weiter steigenden Trends haben die Experten ganz offensichtlich recht gehabt.
„Der Unmut ist bei manchen in GECKO groß“
Zuvor hatte es geheißen, die Fachleute seien unzufrieden, bei wichtigen Fragen wie der Einschränkung der Gratistests nicht konsultiert worden zu sein und dass Lockerungsschritte getroffen wurden, die etliche Experten der Gruppe nicht geteilt hätten. Zitiert wurde etwa in der „Wiener Zeitung“ Virologe und GECKO-Mitglied Andreas Bergthaler, der meinte: „Der Unmut ist bei manchen in GECKO groß.“ Mehrere weitere Mitglieder hätten Bergthalers Aussagen bestätigt, „wenn auch in unterschiedlich starken Schattierungen“. Die Zusammenarbeit der Experten funktioniere gut, jene mit der Politik aber weniger.
Minister Rauch will Beraterstäbe „straffen“
Kritik an GECKO selbst übte Gesundheitsminister Rauch. Der Ressortchef sagte in der „Kleinen Zeitung“, es sei eine große Zahl an Beraterstäben eingesetzt worden, die noch nicht immer gut vernetzt seien und nicht deckungsgleich agierten: „Es ist meine Aufgabe, das zu straffen.“ Ob es doch noch zu einer Verschärfung der Maßnahmen kommen könnte, ließ Rauch offen. Seine Strategie sei es, noch einmal alle Experten zu befragen, sich die Prognoserechnung anzuschauen und zu prüfen, welche Maßnahme wann greifen würde - und ob man damit die Welle früher knicken kann.
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