Mit Rekordwerten bei den täglichen Neuinfektionen und aktiv Covid-19-Kranken in Österreich fällt auch immer mehr Spitalspersonal aus. Die Folge sind Verschiebungen von planbaren Operationen und zahlreiche gesperrte Krankenhausbetten, ergab am Freitag ein Rundruf in den Bundesländern.
Um Ausfälle abzufedern, dürfen in Niederösterreich positiv getestete Beschäftigte nun nach fünf Tagen Quarantäne sowie 48 Stunden ohne Symptome ihren Dienst freiwillig wieder aufnehmen. Eingesetzt werden können Mitarbeiter, die diese Vorgaben erfüllen, zur Betreuung von Covid-Patienten, entschied die Abteilung Sanitäts- und Krankenanstaltenrecht des Landes. krone.at liegt eine Dienstanweisung aus dem Landesklinikum Mödling vor, wonach ab 21. März für vorerst einmal zwei Wochen nur noch ein Notfallbetrieb stattfinden werde. Das heißt, alle planbaren Operationen und Ambulanzbesuche werden verschoben. „Ziel ist die Aufrechterhaltung der Notfallversorgung, welche ansonsten gefährdet wäre“, heißt es in dem Schreiben der Klinikleitung.
Grundsätzlich bestehe in Kliniken auch eine weitere Einsatzmöglichkeit. Für zuvor positiv getestetes Gesundheitspersonal gibt es bei Dienstantritt nach fünf Tagen Quarantäne und Symptomlosigkeit die Chance der Durchführung eines PCR-Tests im Spital. Ist dieser negativ bzw. liegt der Ct-Wert bei 30 oder höher, können die Personen auch außerhalb von Corona-Stationen eingesetzt werden.
Grafik: Prognose für das Land Niederösterreich
In den niederösterreichischen Landeskliniken sind nach Angaben der Landesgesundheitsagentur (LGA) per Freitag 1812 Mitarbeiter als Kontaktpersonen oder mit bestätigter Corona-Infektion dienstverhindert gewesen. Die Gesamtzahl inklusive generellen Krankenständen oder Pflegeurlauben wurde mit 3387 beziffert. Die Kliniken im Bundesland haben etwa 22.000 Beschäftigte.
In Wiener Spitälern ist jeder Zehnte im Krankenstand
Im Wiener Gesundheitsverbund ist derzeit von rund 30.000 Spitals-Mitarbeitern etwa jede oder jeder Zehnte im Krankenstand. Rund 1500 Betroffene sind mit Corona infiziert, 1500 weitere aus anderen Gründen krankgeschrieben, hieß es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Hinzu kommen abgesonderte Kontaktpersonen und Mitarbeitende mit Betreuungspflichten, wodurch der Personalausfall über zehn Prozent ausmacht.
In den oberösterreichischen Spitälern fehlen derzeit 9,3 Prozent des Personals krankheitsbedingt: Von insgesamt 28.044 Beschäftigten seien - Stand Dienstag dieser Woche - 2616 krankgemeldet, hieß es am Freitag bei der oberösterreichischen Gesundheitsholding. Das umfasse nicht nur Covid-Infektionen, sondern alle Krankenstände. Wegen der Personalengpässe müssten auch immer wieder Operationen verschoben werden.
Weil sich auch in Salzburger Kliniken viele Mitarbeiter wegen einer Covid-Erkrankung oder als Kontaktperson in Quarantäne befinden, müssen auch dort Betten gesperrt und geplante Operationen verschoben werden. Betroffen sind vor allem das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in der Stadt Salzburg, das Klinikum Schwarzach im Pongau und das Tauernklinikum im Pinzgau.
Personalausfälle sind „schon länger das größte Problem“ in den Tiroler Spitälern, teilte der Sprecher der tirol kliniken, Johannes Schwamberger, mit. Die Krankenstände hätten sich im Vergleich zu „normalen Zeiten“ verdoppelt. Darunter fielen nicht nur Personen, die sich mit Covid-19 infiziert haben, sondern auch all jene, die ihren Betreuungspflichten nachkämen. „Es müssen täglich zwischen 130 und 150 Betten gesperrt werden“, informierte Schwamberger.
Personalausfälle sind schon länger das größte Problem in den Tiroler Spitälern.
Johannes Schwamberger, Sprecher der tirol kliniken
In Vorarlberg könnten derzeit 350 Mitarbeitende coronabedingt nicht arbeiten, das sind rund 5,8 Prozent der Beschäftigten, so die Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) am Freitag. Nicht dringende Operationen werden verschoben. „Die Leute kommen aus dem Dauereinsatz nicht mehr raus“, so Zentralbetriebsratsvorsitzender Thomas Steurer. Es gebe verstärkt Anfragen zu Versetzung und Kündigung.
Angespannte Situation auch im Burgenland
Auch in den burgenländischen Spitälern ist die Lage angespannt. Sowohl in den Häusern der KRAGES (Burgenländische Krankenanstalten GmbH) als auch im Eisenstädter Krankenhaus der Barmherzigen Brüder sind rund elf Prozent des Personals durch Krankenstände ausgefallen, hieß es. Planbare Operationen müssen zum Teil bereits verschoben werden.
Laut der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) ist die Notfallversorgung in den Spitälern des Bundeslandes derzeit nicht kritisch. Doch seit Beginn der Woche müssen geplante Behandlungen und nicht dringend nötige Operationen wegen fehlenden Personals wieder vermehrt verschoben werden. Von den knapp 19.000 Mitarbeitern seien derzeit rund 2000 im Krankenstand. Etwa 900 von ihnen wegen Covid-19.
Kärnten: Notfallversorgung gewährleistet
Die Situation in den Kärntner Spitälern ist ebenfalls schon seit Tagen angespannt. Das liegt einerseits an der Zahl der Covid-Patienten, andererseits an den coronabedingten Personalausfällen. Es kommt auch zu Leistungseinschränkungen - einige planbare Operationen müssen verschoben werden. Weiterhin gewährleistet bleibe jedenfalls die Notfallversorgung, hieß es.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.