Der Bauboom im Speckgürtel um Wien treibt oft seltsame Blüten. So geschehen in Biedermannsdorf im niederösterreichischen Bezirk Mödling: Bei einem Fall von grober Pfuscherei am Bau mischten ein Wiener Bezirkspolitiker und ein Gemeindebeamter aus der Region kräftig mit und raubten zumindest zwei Familien alle Nerven. Die Betroffenen wollen jetzt den Klagsweg beschreiten - doch es gibt einen großen Haken.
Alles begann mit Minerva - die römische Göttin des Handwerks und der schönen Künste war Namensgeberin für eine GmbH in Guntramsdorf im Bezirk Mödling. Für zwei gutgläubige Kunden des Unternehmens klingt es jedoch eher nach Hohn. Denn im Jahr 2020 kauften sich die Betroffenen von der genannten Firma sündhaft teure Doppelhaushälften in Biedermannsdorf.
Die Strippenzieher waren zwei Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben: A., Vizebezirksvorsteher in einem Wiener Gemeindebezirk, Mandatar der Grünen und im Brotberuf Architekt, sowie ein Spitzenbeamter im Bereich Bauwesen aus der Region und dessen Lebensgefährtin.
Eklatante Baumängel
Während anfangs das Glück der Käufer überbordend schien, schlich sich bald ein böser Verdacht ein. Die Baumängel waren eklatant und lösten auch bei Sachverständigen Schaudern aus: „Die Fassade hat Blasen geworfen, über die Balkone tritt Feuchtigkeit ein und vom Carport haben sich bei Sturm Metallteile gelöst“, so ein Betroffener.
Neuer Name, alte Sorgen - jetzt droht der Klagsweg
Haken an der Geschichte: Im Vorjahr wurde die Minerva GmbH kurzerhand in Quinquatrus GmbH umgetauft. Und A. und Konsorten legten Geschäftsführung bzw. Gesellschafter-Positionen zurück. Die „neue“ Firma habe nun einen mutmaßlichen Strohmann, immerhin Chef bei einem Dutzend anderen Firmen, an der Spitze installiert und wolle sich schadlos halten, so der Verdacht.
Ein Angebot zur Wiedergutmachung mit 13.000 Euro liegt auf dem Tisch, der Schaden dürfte aber viel höher sein: „Wir werden wohl Klage auf Gewährleistung und Schadenersatz einbringen. Bei einer groben Pflichtverletzung könnte auch eine Durchgriffshaftung für den früheren Geschäftsführer schlagend werden“, erklärt Anwalt Hanns Hügel.
Wir haben unser Zuhause auch im Vertrauen auf die handelnden Personen erstanden. Deren Tun ist ein Schlag ins Gesicht.
Ein Geschädigter zur „Krone“
Wien-Politiker A. und der NÖ-Beamte ducken sich indes weg: Nach dem Wort „Minerva“ hieß es: „Kein Kommentar!“
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