Zukunft der Ukraine

Drei Szenarien: Was passiert nach dem Krieg?

Ausland
19.03.2022 16:59

Was passiert danach? Die drei Expertinnen und Experten Gerhard Mangott, Doris Wydra und Wolfgang Mueller erklären mögliche Szenarien für den Ausgang des Ukraine-Krieges und deren Folgen:

Szenario 1: Putin gewinnt
Derzeit leistet die Ukraine noch Widerstand gegen Russland – aber sollte Wladimir Putin den Krieg für sich entscheiden, könnte sich vieles ändern. „Die Regierung Selenskyj würde gestürzt werden“, erklärt Politikwissenschafter Gerhard Mangott. „Es gäbe dann eine von Russland eingesetzte Marionettenregierung.“ Laut Doris Wydra (Uni Salzburg) hieße das auch, dass diese Regierung Widerstand laufend unterdrücken müsste. „Das wäre teuer und mit großen Restriktionen für die Bevölkerung verbunden - und ein starkes Signal an Staaten wie Georgien und Belarus, sich nicht an den Westen anzunähern.“

Russlands Präsident Wladimir Putin (Bild: AP)
Russlands Präsident Wladimir Putin

Und die geflüchteten Ukrainer? Die Mehrheit würde dann wohl außer Landes bleiben, sagt Wolfgang Mueller (Uni Wien). „Es blieben nur die zurück, die nicht rauskommen.“ Putins angekündigte „Entnazifizierung“ könne alles bedeuten, sagt er. „Die Entwaffnung wäre sicher ein politischer Knackpunkt.“

Szenario 2: Ukraine gewinnt
Kann die Ukraine die Russen militärisch zurückschlagen, bedeutet das zunächst eine gute Verhandlungsposition für Präsident Selenskyj, sagt Mueller. Fest steht aber auch: Das Land würde vor den Trümmern seiner selbst stehen. „Wohin kehren die Menschen zurück? Der Aufbau würde lange dauern und viel Unterstützung von außen brauchen“, sagt Wydra. „Es wird dort eine wahnsinnige Armut geben. In Russland würde es wohl zu weiteren Repressionen gegen Menschen und einem noch autoritäreren Kurs kommen. Momentan gibt es in diesem Krieg nur Verlierer.“ Als Kriegsverlierer dazustehen, könnte Putin innenpolitisch schwächen, so Mangott. „Er wird alles tun, um die Ukraine zur Kapitulation zu zwingen - wenn nicht, scheitert seine ganze politische Mission.“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (Bild: AFP)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj

Für die Ukraine wäre, trotz aller Schäden, der Weg in den Westen offen. „Das Land würde näher an die EU rücken, der Hass auf alles Russische wäre noch lange Zeit enorm.“

Szenario 3: Kompromisslösung
Derzeit fordert Russland eine Demilitarisierung der Ukraine, die Anerkennung der Donbass-Republiken im Osten des Landes und dass die Krim offiziell zu Russland gehört. „Der Donbass hat zwar einen großen Industrie- und Rohstoffsektor, die Territorien sind aber vom Krieg schwer versehrt“, erklärt Gerhard Mangott. Also einfach Russland überlassen, damit der Westen Frieden bekommt? „Manche politische Strömungen in der Ukraine sagen: Ja.“

Geht es nach Wolfgang Mueller, ist das nicht so leicht: „Man kann die Menschen dort nicht einfach im Stich lassen. Deswegen halte ich einen offiziellen Verzicht eher für unwahrscheinlich.“ Und auch Doris Wydra sagt: „Die Frage ist auch, wie lange die Donbass-Republiken dann unabhängig wären.“

Und Russland? „Egal, wie der Krieg ausgeht - unter Putin sehe ich keine Normalisierung. Man kann danach nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.“

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