Hohe Infektionszahlen, überlastete Krankenhäuser: Vereinfachte Quarantäneregeln sollen den Gesundheitsbereich vor Überlastung schützen. Wie das funktionieren kann - die „Krone“ hat nachgefragt.
„Es wäre vermeidbar gewesen“, sagt Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien, als er mit der „Krone“ über die neuen Quarantäne-Regeln für das Gesundheitspersonal spricht, „aber man hat sich eben dafür entschieden, ab 5. März die Maßnahmen zu lockern.“ Seit zwei Jahren geben Experten aus dem Gesundheitsbereich ihre Warnungen ab, seit zwei Jahren werden diese von der Politik oft unzureichend oder nicht gehört - um dann von einer hohen Infektionslage überrascht zu sein. Nun muss man mit der entstandenen Situation umgehen.
Und die Situation ist: überlastete Spitäler, das Gesundheitspersonal am Limit, mehr als jeder 20. Österreicher ist mit dem Virus infiziert. „Wir haben in diesem Bereich ein Problem, wenn alle gleichzeitig infiziert oder krank sind“, beschreibt Hutter. Mit einer verkürzten Quarantäne will Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) die Gesundheitsversorgung und die Krankenhäuser am Laufen halten. Aktuell kann man sich nach fünf Tagen freitesten, künftig dürfte es früher sein. Die Details dazu werden noch ausgearbeitet und Mitte nächster Woche präsentiert. Aber wie sinnvoll oder gefährlich ist es, wenn Covid-positive Menschen in sensiblen Bereichen Kontakt zu Patienten haben?
„Aus unserer Sicht ist eine verkürzte Quarantäne vertretbar, um den Betrieb aufrechterhalten zu können - flankiert von entsprechenden hohen Auflagen und Präventionskonzepten“, also FFP2-Maske und dergleichen. Wichtig: „Das Personal muss symptomlos sein.“ Denn wer Kopfschmerzen hat, müde ist oder andere Symptome zeigt, kann keine Patienten behandeln, immerhin könnte es um Leben oder Tod gehen. „Das muss jeder für sich selbst entscheiden, ähnlich wie bei Fluggesellschaften: Wenn man sich nicht gut fühlt, ist man ,nicht fit to fly‘“, so Hutter.
GECKO-Kommission ist hier geteilter Meinung
Die GECKO-Kommission ist sich indes uneinig, was sie von der angekündigten Quarantäneverkürzung halten soll. Einzelne Mitglieder vertreten den Standpunkt, dass der Personalausfall zwar geringer ausfallen - die Spitalsaufnahmen aber steigen könnten. Experten merken an, dass eine Homeoffice-Empfehlung die Situation erleichtern könnte. Andere GECKO-Mitglieder teilen die Auffassung, dass eine Verkürzung der Quarantäne in Anbetracht der Personalsituation vertretbar wäre. Die US-Seuchenschutzbehörde hat die empfohlene Zeit für die Absonderung Infizierter mit Blick auf die derzeitigen Erkenntnisse der Omikron-Variante verkürzt.
Kommentar
Trotz Warnungen wurde zu früh gelockert. Ausbaden muss das nun das Gesundheitspersonal - und im schlimmsten Fall die Patienten. Die Infektionen konnte oder wollte man nicht niedrig halten, die Lösung ist jetzt das Arbeiten trotz Infektion. Selbst wenn das Personal symptomfrei und in Schutzkleidung agiert - ganz wohl dürfte ihm in Anbetracht besonders fragiler Patienten, wie zum Beispiel Chemo-Patienten, nicht sein. Eine mögliche Ansteckung könnte hier selbst mit leichtem Verlauf tödlich enden.
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