Flucht nach Tirol

Axams, neue Heimat für 36 gehörlose Ukrainer

Tirol
20.03.2022 08:00

Bomben, Schüsse, Sirenen - schreckliche Bilder des Ukraine-Krieges halten die Welt in Atem. Einer Gruppe von 36 gehörlosen Menschen gelang die tagelange Flucht nach Tirol. Die „Krone“ hat sie besucht.

Vitalik (42) kann wieder lachen. Eigentlich unfassbar. Denn vor wenigen Tagen war noch unklar, ob er den Krieg überlebt. Mit Bekannten setzte er alles auf eine Karte und flüchtete mit dem Auto – nach einem Zwischenstopp in Rumänien – nach Tirol. Das Besondere: Er und 35 weitere Personen sind von Geburt an taub. Daher brannten sich Kriegsbilder ins Gedächtnis. Ein Trauma droht: „Bei Informationen aus der Heimat bin ich vorsichtig, das wühlt mich auf“, übersetzten Monika Mück-Egg und Sabine Egg zusammen mit Bewohnerin Alisa die Gedanken von Vitalik.

(Bild: Biendl Christian)

Und alleine die Interview-Situation zeigt, wie aufwändig die Flucht ohne Möglichkeit der Kommunikation gewesen sein musste: Sabine Egg übersetzt in deutsche Lautsprache, Monika Mück-Egg in internationale Gebärde und Bewohnerin Alisa in ukrainische Gebärdensprache. Wahnsinn!

(Bild: Biendl Christian)

„Vielleicht ergibt sich für mich hier eine Chance?“
Vitaliks Freund Sascha (36) flüchtete mit dem Zug aus Odessa. Besonders für seinen Sohn Atem (6) ist das Erlebte schrecklich. Er hofft, so bald wie möglich Arbeit in Tirol zu finden. In der Ukraine war er als Taekwondo-Trainer für Gehörlose tätig. „Vielleicht ergibt sich für mich eine Chance?“

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Mehr kann ich nicht machen. Ich zittere um meine Schwester, sie lebt in Russland.

Olga (62)

Ebenfalls bewegend ist das Schicksal von Olga. Die 62-Jährige hat aus Verbundenheit mit ihrer Heimat die Fingernägel in Landesfarben lackiert. „Mehr kann ich nicht machen. Ich zittere um meine Schwester, sie lebt in Russland.“ Mit ihrer Tochter und den Enkelkindern gelang die Flucht aus Kiew.

(Bild: Biendl Christian)

Auch das Schicksal von Natascha (36) berührt. Sie führte in Odessa eine Firma als Schneiderin und verlor im Zuge der Flucht alles. „Ich würde meinem Beruf nachgehen, doch mir fehlt hier eine Nähmaschine.“

Eine Hoffnung vereint alle: Ein Ende des Krieges in ihrer Heimat.

Christian Biendl, Kronen Zeitung

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