Zivile Opfer und mehr

Online-Karte zeigt russische Kriegsverbrechen

Web
20.03.2022 14:00

Bombenangriffe auf Kindergärten, Schulen, Spitäler - mit jedem Tag wird die Liste der mutmaßlichen Kriegsverbrechen in der Ukraine länger. Diese zusammenzufassen, hat sich das Centre for Informationen Resilience (CIR) zur Aufgabe gemacht. Auf einer Online-Karte hat die britische Nichtregierungsorganisation bereits mehr als 1600 verifizierte Fotos und Videos zusammengetragen, die Russlands Angriffskrieg dokumentieren. Unterstützung bekommt die NGO dabei auch von der Internetcommunity.

Ob auf Twitter, Telegram oder in anderen sozialen Netzwerken: Tagtäglich werden über das Internet Tausende Bilder und Videos veröffentlicht, die Schrecken und Leid des Ukraine-Krieges dokumentieren sollen. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben jedoch oftmals nur schwer bis gar nicht.

Hier kommen die Ermittler des CIR - eine NGO, die sich der Bekämpfung von Desinformation und der Aufdeckung von Menschenrechtsverletzungen widmet - zum Einsatz: Sie gleichen, unterstützt unter anderem von den niederländischen Investigativ-Journalisten und Fakten-Checkern von Bellingcat sowie zahlreichen Freiwilligen aus der Community, etwa anhand von Satellitenbildern in Google Maps Orte der online veröffentlichten Aufnahmen geografisch und zeitlich ab.

Anschließend werden die verifizierten Vorfälle auf einer interaktiven Online-Karte, der Russia-Ukraine Monitor Map, eingetragen. Ziel sei es, politische Entscheidungsträger, Journalisten sowie Justiz- und Rechenschaftsorgane mit zuverlässigen Informationen über die Entwicklung der Lage vor Ort und im Internet zu versorgen.

„Kreml setzt Informationen als Waffe ein“
„Wir bei CIR haben uns entschieden, mit der Kartierung verifizierter Vorfälle im Zusammenhang mit dem Aufmarsch russischer Truppen und später dem Beginn des Konflikts in der Ukraine zu beginnen, damit jeder Zugang zu verlässlichen, genauen Informationen über die Geschehnisse hat und die Integrität des Informationsumfelds verbessert wird“, erläutert Ermittlungsleiter Benjamin Strich. Bevor Inhalte auf die Karte gelangten, würden sie von leitenden Ermittlern des CIR geprüft, um sicherzustellen, „dass die Informationen korrekt und sicher sind“.

CIR-Mitbegründer Ross Burley ergänzt: „Der Kreml ist bekannt dafür, dass er Informationen als Waffe einsetzt und verzerrt. Deshalb ist es wichtig, Open-Source-Methoden einzusetzen, um Klarheit, Verantwortlichkeit und Wahrheit in die Berichterstattung über den Konflikt zu bringen. Wir sind stolz darauf, dass sich die Open-Source-Gemeinschaft zusammengefunden hat, um Vorfälle zu verifizieren und aufzuzeichnen.“

So verwenden Sie die Karte
Ein erster Blick auf die Karte (siehe Link im obigen Tweet) zeigt, dass es eine Menge farbige Stecknadeln gibt. Jede einzelne steht für einen Vorfall oder ein Ereignis, der/das in einem Video, einem Foto oder kommerziellen Satellitenbildern dargestellt ist. Grüne Markierungen zeigen militärische Bewegungen und Anhäufungen, orange Markierungen weisen auf Schüsse, Bombardierungen, Granaten oder Explosionen hin, rote dagegen auf zivile Opfer, Schäden an der Infrastruktur und militärische Verluste. Gelbe Markierungen zeigen anderes Filmmaterial an.

Auf der rechten Seite der Karte finden sich diverse Kategorien, nach denen sich die Vorfälle sortieren lassen, darunter etwa russische Militärbewegungen, Bombardierungen, zivile Opfer, militärische Verluste, Schäden an der Infrastruktur oder Schießereien.

„In einigen Fällen kann es vorkommen“, so CIR, „dass Filmmaterial erst Tage nach dem eigentlichen Vorfall veröffentlicht wird. Dies ist darauf zurückzuführen, dass wir uns bei unseren Ermittlungen Zeit nehmen, um so genau wie möglich zu sein.“ Einige der Stecknadeln auf der Karte markierten zudem zufällige Standorte, „um die Sicherheit derjenigen zu gewährleisten, die die Inhalte erstellt haben“.

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