In Deutschland liegt mit Beginn der neuen Arbeitswoche die Verantwortung für den Corona-Schutz in Betrieben in den Händen der Arbeitgeber. Die Homeoffice-Pflicht ist ausgelaufen. Doch eine Rückkehr zur alten Normalität mit „Präsenzdienst“ dürfte es in vielen Unternehmen nicht geben.
Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag des Magazins „Focus“ halten 55 Prozent der Menschen in Deutschland das Ende der Homeoffice-Pflicht für verfrüht. Auch Reiner Hoffmann, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes, spricht sich für deren Beibehaltung aus: „Wir dürfen nicht riskieren, dass der Arbeitsplatz wieder zu einem Infektionsherd wird“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Montag.
„Kein Zurück zum alten Status quo“
Die alte Normalität dürfte es aber ohnehin nur in wenigen Büros geben. Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ergab, wollen viele große Unternehmen an kostenlosen Tests und Masken für ihre Beschäftigten festhalten. Die Deutsche Telekom etwa setzt weiter auf Masken und will Arbeitnehmern zwei Coronatests pro Woche anbieten. Man plane eine vermehrte Rückkehr ins Büro, teilte das Unternehmen mit.
„Klar ist aber auch, dass es kein Zurück zum alten Status quo geben wird. Mobiles Arbeiten hat seine Vorteile und ist gekommen, um zu bleiben“, hieß es weiter.
Die Commerzbank fährt einen etwas anderen Kurs. „In der Commerzbank können Mitarbeitende grundsätzlich bis zu 50 Prozent ihrer Arbeitszeit von zu Hause arbeiten, sofern dies mit ihrer Tätigkeit vereinbar ist“, teilte das Geldhaus mit. Angesichts der Coronalage dürften Angestellte auch in den kommenden Wochen überwiegend von zu Hause aus zu arbeiten.
Vorläufig nur vernünftig
Auch beim Pharma- und Pflanzenschutzkonzern Bayer wird ein Hybridmodell aus Homeoffice- und Präsenz-Arbeit angestrebt. „In der momentanen Situation, mit steigenden Infektionszahlen, aber auch infolge des Kriegs in der Ukraine exorbitant gestiegenen Kraftstoffpreisen, ist es für alle Beteiligten nur vernünftig, vorläufig weiter überwiegend im Homeoffice zu arbeiten“, so Bayer.
Die Allianz erlaubt bis zu 50 Prozent der Belegschaft die Rückkehr in die Büros. Es gelte das Prinzip der Freiwilligkeit, hieß es seitens des Unternehmens. Zuletzt hatten nach Konzernangaben rund 80 Prozent der Beschäftigten von zu Hause gearbeitet. Auch der Autovermieter Sixt baut auf eine 50/50-Regelung. Man setze auf die Entscheidungsfreiheit der Mitarbeiter und werde nicht kontrollieren, wer wie viel von zu Hause oder im Büro arbeite, erklärte eine Sprecherin.
Hundertprozentige Rückkehr in die Büros nicht das Ziel
Bei Siemens bleibe die Empfehlung, im Homeoffice zu arbeiten, sagte ein Sprecher. Eine hundertprozentige Rückkehr in die Büros sei nicht das Ziel. Nach der Pandemie hätten die Beschäftigten grundsätzlich die Möglichkeit, zwei bis drei Tage die Woche mobil zu arbeiten.
Bei der Deutschen Post ist das Arbeiten vor Ort nach Konzernangaben überwiegend erforderlich. Mitarbeiter der Verwaltung hätten seit Jahren die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten. „Die Erfahrungen aus der Coronapandemie haben Deutsche Post DHL Group darin bestärkt, dass hybride Arbeitsmodelle, die sowohl das Arbeiten im Büro aber auch von zu Hause umfassen, zukünftig noch stärker an Relevanz gewinnen werden“, erklärte eine Sprecherin.
Das Telekommunikationsunternehmen Telefónica Deutschland mit seiner Marke O2 öffnet seine Standorte schrittweise und geht in ein hybrides Arbeitsmodell über, bei dem es sowohl Austausch vor Ort als auch digitale Zusammenarbeit gibt. Wie ein Sprecher sagte, werden die Standorte zunächst mit einer Auslastung von 33 bis 50 Prozent der verfügbaren Arbeitsplätze geöffnet.
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