Personal erschöpft
1. Schichtwechsel in Tschernobyl seit Kriegsbeginn
Vier Wochen hat es keinen Schichtwechsel in der Atomruine von Tschernobyl gegeben. Auch nachdem die Russen den Standort übernommen hatten, versahen die Arbeiter weiterhin pflichtbewusst ihren Dienst. Die Situation hatte bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) und der ukrainischen Atomaufsicht Sorge bereitet: Das erschöpfte und überarbeitete Personal wurde als mögliches Sicherheitsrisiko gesehen. Nun wird zumindest die Hälfte der Belegschaft ausgewechselt.
Inmitten der Kriegswirren machte das stillgelegte Atomkraftwerk immer wieder Schlagzeilen: Erst wurde höhere Radioaktivität gemessen, da schwere Militärfahrzeuge radioaktiven Staub aufgewirbelt hatten. Danach hielt eine Unterbrechung der Stromversorgung die Welt in Atem - laut dem ukrainischen Energieversorger Ukrenergo wurde die Stromzufuhr der Anlage und der Stadt Slawutysch durch Russland beschädigt. Nun wird die Atomruine vom benachbarten Weißrussland versorgt. Auch kein idealer Zustand, wenn man bedenkt, dass Belarus ein Verbündeter Russlands ist.
Während dieser Entwicklungen arbeitete die Belegschaft im stillgelegten Meiler unaufhörlich durch. Nun darf wenigstens ein Teil der erschöpften Arbeiter eine Pause einlegen. „Die Ukraine hat die IAEA darüber informiert, dass etwa die Hälfte des Personals endlich nach Hause gehen konnte, nachdem es fast vier Wochen lang an dem von Russland kontrollierten Standort gearbeitet hatte“, berichtete IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi.
IAEA: „Schwierige und belastende Lage für Mitarbeiter“
Die ukrainische Atomaufsicht habe erklärt, dass das Personal „durch andere ukrainische Mitarbeiter ersetzt wurde“, so Grossi. Der Generaldirektor hatte seinen Bedenken angesichts der Situation in den vergangenen Tagen Ausdruck verliehen: „Ich bin tief besorgt wegen der schwierigen und belastenden Lage der Mitarbeiter im Atomkraftwerk Tschernobyl und wegen der möglichen Sicherheitsrisiken, die damit zusammenhängen.“
Seit russische Truppen am 24. Februar die Kontrolle über das AKW Tschernobyl übernommen hatten, waren rund 100 ukrainische Techniker auf dem Gelände eingeschlossen.
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