Der Krieg in der Ukraine hat auch immense Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion in Österreich. Durch den möglichen Ausfall der „Kornkammer Europas“ sind zuletzt schon die Produktionskosten in der heimischen Geflügelwirtschaft immens gestiegen. Die Branche fordert deshalb höhere Preise für Eier, andernfalls sei die Versorgungssicherheit ab dem Herbst in Gefahr, schrieb die Branche am Montag in einer Aussendung. Viele Bauern sehen die aktuelle Situation bereits „existenzbedrohend.“
Neben der ohnehin teuren Energie seien auch Preise und Verfügbarkeit von Futtermitteln derzeit „nicht kalkulierbar“. Während die Preise für die meisten anderen Lebensmittel in den vergangenen zehn Jahren im Handel „aufwandsgerecht“ gestiegen seien, würden Eier trotz höherer Rohstoff- und Energiepreise seit Jahren beinahe zum gleichen Preis verkauft, so die Zentrale Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG) in einer Aussendung.
„Wenn jetzt nicht rasch reagiert wird und die Preise für unsere Bäuerinnen und Bauern sowie für die Eierpackstellen sehr deutlich angehoben werden, dann ist die Versorgungssicherheit mit heimischen Eiern ab Herbst in großer Gefahr“, sagte ZAG-Obmann Franz Karlhuber.
Preisanstieg um mindestens fünf Cent nötig
Konkret müsse der Erzeugerpreis pro Ei in allen Haltungsstufen, also bei Boden,- Freiland- und Bio-Eiern, um mindestens fünf Cent, also 50 Cent pro 10er-Packung, angehoben werden, so die Forderung. Derzeit liegen die Erzeugerpreise für Bodenhaltungs-Eier bei 8,2 bis 8,3 Cent, erläuterte Martin Mairinger von der Landwirtschaftskammer Oberösterreich. Für Freilandeier bekomme der Erzeuger aktuell 12,5 Cent, für Bio-Eier 19 Cent pro Stück. 2021 habe der Handel die Eierpreise zwar um 2 bis 3 Cent pro Stück angehoben, beim Erzeuger seien davon aber nur 0,75 Cent angekommen.
Mit der angepeilten Preiserhöhung von 5 Cent pro Ei seien lediglich die Mehrkosten bei den Erzeugerbetrieben für 2021 und 2022 abgegolten, gestiegene Kosten bei den Eierpackstellen und im Handel seien hierin noch nicht erfasst. Ein weiterer möglicher Teil der Lösung sei die Umlenkung von 20 Prozent des in Österreich für die Biotreibstoff-Produktion gedachten Getreides in ein Interventionslager.
Freigabe von brach liegenden Flächen
Darüber hinaus sollten zuletzt in Europa aufgebaute Handelsbeschränkungen bei Getreide wieder aufgehoben und ökologisch nicht sensible Freiflächen für den Anbau von Getreide freigegeben werden. Letzteres hat auch Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) am Montag gefordert.
Dürre und Krieg sorgen für angespannte Lage
Die EU beziehe wesentliche Anteile ihrer Importe an Getreide, Soja, Mais und Pflanzenölen aus der Ukraine, schrieb auch die Landwirtschaftskammer Oberösterreich am Montag in einer Aussendung. Aufgrund des Krieges sei es aktuell nicht möglich, die dortigen Lagerbestände in die EU zu importieren. Im Frühjahr werde es darüber hinaus zu einer massiv verringerten Aussaat in der Ukraine kommen, weil Landarbeiter fehlen und Treibstoff für Traktoren von der Armee beschlagnahmt worden sei.
Gleichzeitig hätten Ungarn und Italien ihre Mais-Exporte erheblich reduziert und die aktuell herrschende Dürre im südlichen Österreich und in Ungarn dämpfe bereits jetzt die Ernteerwartungen für 2022.
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