Überlastetes Personal, massenweise Corona-Ausfälle, zu viel Bürokratie, schlechte Bezahlung: Schon lange brodelt es in den Kinderkrippen und -gärten, nun spitzt sich die Lage laut Personalvertretern immer weiter zu. Ein Blick auf die derzeit größten Herausforderungen.
1) Corona sorgt für einen Ausnahmezustand
Zehn von 17 Mitarbeitern krank und nicht im Dienst, eine Schließung durch die Behörde nicht möglich, Zusammenlegungen von Gruppen als Lösung: Ein aktuelles Beispiel aus einer Grazer Kinderkrippe belegt, wie angespannt in der derzeitigen Corona-Welle die Situation in den Einrichtungen ist.
Das ist auch der Grund, weshalb die Elementarpädagoginnen in der Steiermark im Gegensatz zu anderen Bundesländern am Montag nicht auf die Straße gingen. „Sie arbeiten ohnehin zehn bis zwölf Stunden am Tag“, sagt Maria Hauer (Gewerkschaft Younion), die einen öffentlichen Kindergarten in Gniebing leitet.
Die Pandemie sorgt seit zwei Jahren laufend für Ausnahmesituationen. „Wir sind systemrelevant. Das Klatschen ist aber verhallt, die Kolleginnen sind einfach ausgebrannt“, betont Brigitte Schwarz-Stine, Betriebsratsvorsitzende des Kindergartenbetreibers Wiki.
2) Das Kindergartenpersonal ist überlastet
Die Belastung war schon vor Corona groß. 25 Buben und Mädchen pro Kindergartengruppe seien zu viel, so die Personalvertreterinnen. Gerade im Ballungsraum Graz wird diese Zahl sogar immer wieder leicht überschritten - ab dem Herbst soll mit diesen Ausnahmen laut Landesregierung aber Schluss sein.
Wir fordern seit Jahren Entlastung fürs Personal, haben aber das Gefühl, man hört uns nicht.
Gewerkschafterin Brigitte Schwarz-Stine
Auch in den Kinderkrippen wären kleinere Gruppen angebracht, so Hauer und Schwarz-Stine. Nur so könne man sich besser um jeden Einzelnen kümmern.
Dazu kommen immer mehr bürokratische Aufgaben, die neben dem Kinderdienst nicht zu schaffen seien. Immerhin: Seit zwei Jahren gibt es dafür eine Freistellung für Leiterinnen, die für ein wenig Erleichterung sorgt. Doch auch die Gruppenleiterinnen seien massiv bürokratisch belastet.
3) Es gibt zu wenige neue Fachkräfte
Egal ob kleinere Gruppen oder mehr Pädagoginnen in den Gruppen: Um diese Forderungen umzusetzen, sind mehr ausgebildete Fachkräfte notwendig. Alleine durch eine Reduktion von 25 auf 20 Kinder würden 450 zusätzliche Pädagoginnen benötigt, hieß es vor Kurzem im Landtag von Landesrätin Juliane Bogner-Strauß.
Doch viele Absolventinnen der Bafep-Schulen fangen gleich gar nicht in diesem Bereich zu arbeiten an. „Das Berufsfeld ist nicht attraktiv genug“, meint Claudia Polantschitsch, die in einem Voitsberger Kindergarten arbeitet und im Vorstand des Berufsverbands für Elementarpädagogik sitzt. Ihre Vorschläge: ein System mit Mentoren und berufsbegleitende fachspezifische Ausbildungen.
4) Die Bezahlung sorgt für Unmut
Auch die Entlohnung ist natürlich ein Faktum - und für die Betroffenen bei Weitem nicht gut genug. Dazu kommt, dass es kein einheitliches Besoldungssystem gibt, gerade zwischen öffentlichen und privaten Kindergärten bestehen deutliche Unterschiede. „Die Unzufriedenheit ist groß“, sagt Polantschitsch. Ein einheitlicher Kollektivvertrag für die gesamte Branche würde sehr helfen, so Hauer.
5) Ukrainische Kinder brauchen Extra-Betreuung
Während viele seit Jahren bestehende Herausforderungen noch nicht bewältigt sind, steht bereits eine neue an: In den nächsten Wochen und Monaten werden viele ukrainische Kinder in die Betreuungseinrichtungen kommen, häufig traumatisiert und zumeist der deutschen Sprache nicht mächtig. Für die Expertinnen ist klar: Mit dieser Aufgabe könne man nicht allein gelassen werden, da brauche es die Hilfe von externen Personen, etwa Psychologen.
Doch bei all den Problemen schwärmen Schwarz-Stine, Hauer und Polantschitsch von ihrem Berufsfeld: „Mit Kindern zu arbeiten, ist einfach wunderbar.“
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