Proben in Feindeshand
Russen zerstörten wertvolles Labor in Tschernobyl
Die russischen Truppen, die die Atomruine in Tschernobyl unter ihre Kontrolle gebracht haben, haben laut ukrainischen Behörden nun auch ein Labor auf dem Gelände „geplündert und zerstört“. Die Einrichtung habe sechs Millionen Euro gekostet und über „wertvolle Analysegeräte“ verfügt, die anderswo in Europa nicht verfügbar seien, erklärte die staatliche Agentur für die Verwaltung von Sperrzonen. Strahlungsmonitore rund um das stillgelegte Atomkraftwerk sollen zudem nicht mehr funktionieren.
In dem Labor wurde unter anderem an der Verbesserung der Entsorgung radioaktiver Abfälle gearbeitet. Die EU unterstützte den Bau des Labors mit finanziellen Mitteln - es wurde 2015 eröffnet.
„Hochaktive Proben in den Händen des Feindes“
Das Labor enthielt „hochaktive Proben und Proben von Radionukliden, die sich jetzt in den Händen des Feindes befinden, von denen wir hoffen, dass sie sich selbst und nicht der zivilisierten Welt schaden“, erklärte die ukrainische Agentur. Die ukrainische Atomaufsichtsbehörde berichtete, derzeit sei keine Wartung und Reparatur von Anlagen und Geräten möglich. „Die Besatzer verstoßen weiterhin grob gegen die Strahlensicherheitsanforderungen und strenge Zugangskontrollverfahren, was zu einer Verschlechterung der Strahlungssituation in der Anlage und in der Sperrzone führt. Das trägt zur Verbreitung radioaktiver Kontamination außerhalb der Sperrzone bei“, warnte die Behörde.
Strahlungsmonitore rund um Atomruine ausgefallen
Zudem besorgniserregend: Die Atomaufsichtsbehörde der Ukraine erklärte vor Kurzem, dass die Strahlungsmonitore rund um das Kernkraftwerk Tschernobyl nicht mehr funktionieren. „Es gibt keine Daten über den aktuellen Stand der Strahlenbelastung der Umgebung der Sperrzone, was es unmöglich macht, angemessen auf Bedrohungen zu reagieren“, warnte Energoatom, das staatliche Nuklearunternehmen der Ukraine, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Die Strahlenwerte in der Sperrzone und sogar über die Landesgrenzen der Ukraine hinaus könnten sich erheblich verschlechtern, befürchtete die Behörde.
Waldbrände, die in der Nähe des Atommeilers wüten, sind ebenfalls äußerst bedenklich. Mehr als zwei Quadratkilometer Fläche standen laut Europäischer Raumfahrtagentur in Flammen. Die Ukraine vermutet, die Feuer könnten „durch Beschuss oder Brandstiftung“ durch die russischen Besatzer verursacht worden sein.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.