„Sind zuversichtlich“

Verbindung zur Krim: Russland reklamiert Mariupol

Ausland
23.03.2022 10:58

Mit einer Eroberung der ukrainischen Hafenstadt Mariupol (siehe Video der zerstörten Stadt oben) will Russland nach eigenen Angaben eine sichere Landverbindung zur annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim schaffen. Sobald das russische Militär die wichtige Fernstraße unter Kontrolle habe, sei die Krim wieder zuverlässig über einen Transportkorridor mit den ostukrainischen Separatistengebieten Donzek und Luhansk verbunden, so der Vize-Beauftragte von Präsident Wladimir Putin für Südrussland, Kirill Stepanow.

Die Fernstraße M14 führt vom südwestukrainischen Odessa, das bereits Ziel russischer Angriffe war, über das umkämpfte Mykolajiw und das von russischen Truppen besetzte Cherson nach Mariupol und von dort über die russische Grenze in die Großstadt Rostow am Don. Die Ukraine hatte nach der russischen Annexion der Krim 2014 die Eisenbahnlinien auf die Halbinsel geschlossen.

„Wir sind zuversichtlich, dass alle Transport- und Eisenbahnlinien zwischen der Krim und dem von Nationalisten befreiten Gebiet Cherson in naher Zukunft vollständig wiederhergestellt sein werden“, sagte Stepanow am Mittwoch der Staatsagentur Ria Nowosti.

Ein Satellitenbild zeigt einen Überblick über die beschädigten Gebäude rund um eine Metallfabrik in Mariupol. (Bild: AFP)
Ein Satellitenbild zeigt einen Überblick über die beschädigten Gebäude rund um eine Metallfabrik in Mariupol.
Satellitenbild zeigt zerstörte Wohnhäuser in Mariupol (Bild: APA/AFP/Satellite image ©2022 Maxar Technologies)
Satellitenbild zeigt zerstörte Wohnhäuser in Mariupol

Russland bezeichnet einen Teil der ukrainischen Truppen als „Nationalisten“ und hat den Angriff auf die Ukraine am 24. Februar unter anderem mit einer „Entnazifizierung“ des Landes begründet - ein aus Sicht von Experten unhaltbarer Vorwand. Stepanow sagte, auch der Weg durch das Gebiet Cherson nach Odessa sei bald wieder möglich.

Ein zerstörtes Wohnhaus in Mariupol nach einem russischen Bombenangriff (Bild: The Associated Press)
Ein zerstörtes Wohnhaus in Mariupol nach einem russischen Bombenangriff

Mariupol seit Wochen belagert
Mariupol am Asowschen Meer wird seit Wochen von russischen Truppen belagert. Eine Aufforderung zur Kapitulation in der Stadt hatte die Ukraine kürzlich abgelehnt. Mariupol hat außer der strategischen auch eine symbolische Bedeutung. Die Stadt hat seit 2014 mehrere Angriffe der prorussischen Separatisten abgewehrt und gilt als Symbol des ukrainischen Widerstands. Sie ist auch Sitz des berüchtigten Asow-Regiments, in dem auch nach Meinung westlicher Experten Rechtsradikale kämpfen. Die USA hatten eine Lieferung von Waffen an das Asow-Bataillon nicht erlaubt. Allerdings ist die Einheit längst Teil der ukrainischen Nationalgarde.

Geheimdienste: Russen wollen Ukrainer im Osten einkesseln
Nach Einschätzung britischer Geheimdienste sollen russische Truppen bei ihrem Vormarsch im Osten der Ukraine versuchen, die ukrainischen Streitkräfte einzukesseln. Dies geschehe, indem sich Truppen aus Charkiw im Norden und aus Mariupol im Süden fortbewegten, hieß es in einem Update des britischen Verteidigungsministerium unter Berufung auf Geheimdienstinformationen, das am Mittwoch in der Früh veröffentlicht wurde. Weiter heißt es darin, die Russen würden sich im Norden der Ukraine mutmaßlich zurzeit neu organisieren, um sich auf großangelegte Angriffe vorzubereiten. Derzeit sei das Kampfgeschehen dort „weitgehend statisch“.

Schon vor Beginn des Krieges begann London damit, in ungewöhnlich offener Art und Weise Geheimdienstinformationen mit der Öffentlichkeit zu teilen. Seit mehreren Wochen veröffentlicht die Regierung nun tägliche Einschätzungen zum Verlauf des Angriffskrieges.

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