„Strafe hier & jetzt“
Ukraine: Plünderer werden an Pranger gestellt
Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine mehren sich in sozialen Netzwerken Fotos von an Pfählen und Masten gebundenen mutmaßlichen Plünderern und Dieben. Demnach wurden in mehreren Städten junge Männer mit heruntergelassenen Hosen fixiert. In mehreren Videos sieht man auch, wie sie von Zivilisten verprügelt werden. Bilder aus Lemberg zeigen gefesselte Frauen an Laternenpfählen. In der westukrainischen Stadt findet derzeit kaum Kriegsgeschehen statt, das Plünderer ausnutzen könnten.
Verbreitet werden die Bilder auch über kremlnahe Telegram-Kanäle, mit dem Ziel, die Menschen in der Ukraine zu diffamieren. Ukrainische Behördenvertreter haben die Bevölkerung im Land aufgerufen, von Selbstjustiz abzusehen. Dennoch gibt es für das Vorgehen Verständnis von offizieller Seite. Der Berater des ukrainischen Innenministers, Wadym Denyssenko, rechtfertigte die Aktionen.
„Ein Plünderer bekommt, was er verdient“
Die Polizeikräfte würden in der aktuellen Situation nicht ausreichen, sagte Denyssenko der Nachrichtenseite Strana. „Ein Plünderer muss begreifen, dass er in jedem Fall das bekommt, was er verdient: Erst wird er an einen Mast gebunden und danach auf jeden Fall für zehn Jahre ins Gefängnis gesteckt.“ Das würde einen größeren Effekt auf die Plünderer ausüben als die Strafverfolgung, sagte Denyssenko zu Wochenbeginn. „Er begreift, dass die Strafe hier und jetzt erfolgt.“ Zudem sei es eine Erziehungsmaßnahme für andere.
Statistiken zu solchen Vorfällen und anschließenden Festnahmen lagen zunächst nicht vor. Videos und Fotos von Bestrafungen mutmaßlicher Plünderer aus zahlreichen Orten im ganzen Land sind im Netz zu finden. Die deutsche Nachrichtenagentur dpa hat mehrere Bilder von an Masten gebundenen Menschen in der Ukraine geprüft und hält Aufnahmen unter anderem aus den Städten Lemberg und Kachowka für authentisch.
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