An Grenze aufgehalten
Was passiert mit Transgender in der Ukraine?
Männern zwischen 18 und 60 Jahren ist die Flucht aus der Ukraine nicht gestattet. Auch viele Trans-Frauen, die versuchen, aus der Ukraine zu fliehen, werden durch ein Ausreiseverbot für Männer im wehrfähigen Alter aufgehalten - für sie ist ein Entkommen kaum möglich.
Obwohl LGBTQ-Aktivisten in der Ukraine in den letzten Jahren Fortschritte gemacht haben, gibt es immer noch viele Hindernisse für Trans-Personen. Den Geschlechtseintrag ändern zu lassen, ist in der Ukraine mit hohen Hürden verbunden. Bis 2017 mussten Trans-Personen in der Ukraine noch einen Monat in die Psychiatrie, bevor sie ihr Geschlecht juristisch anerkennen lassen konnten.
Auch geschlechtsangleichende Operationen waren erforderlich, einschließlich einer Zwangssterilisation. Laut Informationen der Wochenzeitung „Die Zeit“ besteht diese Regelung zwar nicht mehr, laut René Mertens, Sprecher des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD), war es aber auch bis zum russischen Angriffskrieg extrem schwierig, den Personenstand ändern zu lassen. So ist zum Beispiel weiterhin ein psychologisches Gutachten notwendig.
Beratungsstellen gibt es nur wenige und medizinisches Personal ist oft nicht sensibilisiert für den Umgang mit Trans-Personen.
Ausreise ohne Dokumente fast unmöglich
Journalistin Julia Monro schildert in einem Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ die Problemlage: „Wir haben eine Frau, die weder von Staat noch Gesellschaft als Frau anerkannt ist, und die jetzt gezwungen wird, für selbiges Land ihr Leben zu riskieren.“
Laut Igor Medvi, Koordinator bei der ukrainischen NGO HPLGBT - eine nationale Mitgliedervereinigung, die sich für Risikogruppen für HIV-Infektionen einsetzt, insbesondere für Transgender-Personen -, konnten in den ersten Tagen des Krieges einige wenige Menschen ohne aktuelle Dokumente ausreisen. Seitdem sei dies fast unmöglich geworden, erzählt Igor laut Informationen des Fernsehsender Euronews.
Wir haben eine Frau, die weder von Staat noch Gesellschaft als Frau anerkannt ist, und die jetzt gezwungen wird, für selbiges Land ihr Leben zu riskieren.
Journalistin Julia Monro
Trotzdem gibt es immer noch Menschen, die extreme Anstrengungen unternehmen, um aus dem Land zu kommen. „Die Situation ist sehr schwierig, weil sich die LGBTQ-Gemeinschaft schon vor dem Krieg ausgegrenzt und diskriminiert fühlte. Viele Menschen sagen, dass die Grenzpolizei und die Grenzbeamten ihre Entscheidung auf der Grundlage der Geschlechtsmarkierung im Pass treffen, wenn sie versuchen, die Grenze zu überqueren. Für uns ist dies ein weiteres Beispiel für legale Transphobie“, so Medvi.
Viele Menschen sagen, dass die Grenzpolizei und die Grenzbeamten ihre Entscheidung auf der Grundlage der Geschlechtsmarkierung im Pass treffen, wenn sie versuchen, die Grenze zu überqueren.
Igor Medvi, Koordinator bei der ukrainischen NGO HPLGBT
Keine illegalen Methoden anwenden
Anastasiia Eva Domani, Geschäftsführerin der ukrainischen NGO Cohort, rät den Menschen, ihre Dokumente nicht zu verlieren und illegale Methoden wie Bestechung und dergleichen nicht anzuwenden. „Leute werden einfach erwischt und ins Gefängnis gesteckt. Das macht die Situation nur noch schlimmer, denn wenn ihre Dokumente in der Datenbank als verloren gelten, schafft das nur weitere Probleme“, so Domani.
Die Trans-Organisation Cohort empfiehlt den Menschen, in die westlichen Teile des Landes zu ziehen, um ein eventuelles Abflauen oder das Ende der Kämpfe abzuwarten. Zudem stellt die Organisation Hormone für die laufende Behandlung von Transgender bereit, die nicht an der Front sind.
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