Obwohl Russlands Präsident Wladimir Putin am Mittwoch erklärt hat, dass künftige Gaslieferungen an „unfreundliche Staaten“ nur noch in Rubel beglichen werden können, will die österreichische OMV „natürlich“ weiterhin in Euro bezahlen. Dies erklärte Generaldirektor Alfred Stern - es gebe keine andere Vertragsgrundlage, man dürfte das daher auch gar nicht.
„Ich habe die Pressemeldung auch gesehen“, erklärte Stern in einem Interview mit dem Sender Puls 24, das am Mittwochabend ausgestrahlt wurde. „Bei uns hat noch niemand angerufen, wir haben auch bestehende Verträge, da ist es so nicht vereinbart. Ich werde jetzt mal warten, ob da jemand auf uns zukommt.“
Sanktionen scheinen zu wirken
„Irritiert“ zeigte sich angesichts der Ankündigung auch die Deutsche Gaswirtschaft. „Welche Auswirkungen das auf den Gashandel konkret haben wird, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen“, meinte der Vorstand des Branchenverbandes Zukunft Gas, Timm Kehler. Es mache allerdings den Eindruck, dass die Sanktionen wirkten und Putin zunehmend unter Druck gerate.
„Eskalation des Wirtschaftskriegs“
„Für Gaslieferungen gibt es langfristige Verträge, die auf Dollar lauten“, erklärte Jens Südekum, Professor am Institut für Wettbewerbsökonomie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. „Wenn Putin nun erklärt, er akzeptiere nur noch Rubel, bricht er diese Verträge.“ In irgendeiner Form werde der Westen nun reagieren müssen. „Ein Embargo von Energieimporten aus Russland ist nun wahrscheinlicher geworden.“ Die Ankündigung bedeute jedenfalls eine neue Stufe der Eskalation des Wirtschaftskriegs.
Aus russischer Perspektive sei dies ein „interessanter Schachzug“, erklärte hingegen der Leiter von Raiffeisen Research, Gunter Deuber. Der Schritt sei so nicht erwartet worden, wodurch Putin den Westen dazu zwinge, sich weiter mit der russischen Währung zu beschäftigen - die EU könnte dadurch sogar gezwungen sein, ihre Sanktionen zumindest teilweise zu überdenken, so Deuber.
Reaktion auf „unfreundliche Staaten“
Putin hatte am Mittwoch die russische Regierung angewiesen, keine Zahlungen in Dollar oder Euro mehr zu akzeptieren. Die Lieferungen würden weiter in vollem Umfang gewährleistet, versicherte der Kremlchef in einer Videokonferenz der Regierung, die im Staatsfernsehen übertragen wurde. Eine Zahlung für russische Waren in Devisen habe ihren Sinn verloren.
Betroffen sind demnach die von Russland auf einer schwarzen Liste festgehaltenen „unfreundlichen Staaten“. Dazu gehören alle EU-Staaten, aber etwa auch die USA, Kanada und Großbritannien.
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