„Größte Krise“

Stoltenberg bleibt wegen Krieg NATO-Chef

Ausland
24.03.2022 14:25

Wegen des Ukraine-Krieges verlängert Jens Stoltenberg seine Amtszeit an der Spitze der NATO. Nachdem die Bündnisstaaten dafür gestimmt hatten, erklärte sich der Norweger bereit, ein Jahr länger zu bleiben.

Er fühle sich „geehrt“, dass die „Staats- und Regierungschefs der NATO der Verlängerung bis 30. September 2023 zugestimmt haben“. „Während wir der größten Sicherheitskrise unserer Generation gegenüberstehen, ist die Allianz stark und geeint“, erklärte Stoltenber in einem Tweet. Ursprünglich wollte der frühere norwegische Regierungschef zurück in seine Heimat gehen und dort Chef der Zentralbank werden. Für diesen Posten hatte sich der 63-Jährige Ende des vergangenen Jahres beworben. Anfang Februar bekam er dann offiziell den Zuschlag.

Der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Store betonte am Donnerstag, einer Verlängerung des NATO-Vertrags nicht im Weg stehen zu wollen. Seine Arbeit sei in dieser Krise wichtig gewesen, sagte Store. „Und sollte unter den NATO-Staaten der Wunsch nach Verlängerung bestehen, und er will das, dann wird Norwegen das unterstützen.“ Auf die Frage, ob dazu bereits am Donnerstag eine Entscheidung fallen könnte, antwortete Store nach Angaben der Nachrichtenagentur NTB: „Das ist nicht unmöglich.“

NATO-Generalsekretär während eines Besuchs am lettischen Militärstützpunkt Kadaga im März 2022 (Bild: AP)
NATO-Generalsekretär während eines Besuchs am lettischen Militärstützpunkt Kadaga im März 2022

In der Geschichte des Bündnisses ist Stoltenberg mit fast acht Jahren bereits jetzt einer der Generalsekretäre mit der längsten Amtszeit. Er hat sogar den Deutschen Manfred Wörner überholt. Der Ex-Verteidigungsminister von der CDU war von 1988 bis zu seinem Tod im Jahr 1994 der höchste internationale Beamte der Allianz. Am längsten war bisher der Niederländer Joseph Luns NATO-Generalsekretär. Er amtierte von 1971 bis 1984.

Selenskyj: „Werden sehen, wer ein Freund der Ukraine ist“
Neben dem NATO-Sondergipfel finden am Donnerstag auch ein Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs und der G7-Staaten statt - und zwar alle in Brüssel. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte vor der Gipfel-Serie in einer Videoschaltung mehr Hilfe für sein Land im Kampf gegen Russland. Kiew habe bei der NATO mindestens 200 Panzer angefordert, bisher aber keine klare Antwort erhalten. „Sie haben mehr als 20.000 Panzer. Die Ukraine hat um ein Prozent gebeten“, sagte Selenskyj. Ähnlich sehe es bei den angeforderten Flugzeugen und Abwehrsystemen für Raketen aus. „Ich bitte darum, Ihre Einschätzung zu ändern und an die Sicherheit in Europa und in der Welt zu denken“, appellierte Selenskyj an die Mitglieder der westlichen Militärallianz.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert mehr Unterstützung für sein Land im Kampf gegen Russland. (Bild: APA/AFP/POOL/Behrouz MEHRI)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert mehr Unterstützung für sein Land im Kampf gegen Russland.

Bereits zuvor hatte sich der ukrainische Präsident mit einer dramatischen Videobotschaft an die Welt gewandt und erklärt, bei den Gipfeltreffen der NATO, der EU und der G7-Staaten in Brüssel werde man sehen, wer ein Freund und ein Partner der Ukraine sei, und wer das Land verraten und verkauft habe.

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