Aus Angst vor Russland

Israelische Spyware Pegasus blieb Ukraine verwehrt

Web
25.03.2022 13:06

Die Spyware Pegasus der israelischen NSO-Group wurde im Zuge eines Abhörskandals vergangenes Jahr weltbekannt: Das für staatliche Stellen bestimmte Tool wurde gegen Politiker, Wissenschaftler, Menschenrechtler und Journalisten eingesetzt. Bei der Wahl der Kunden war der Hersteller wenig heikel, selbst Saudi-Arabien wurde beliefert. Doch einem Land wollte die NSO-Group keine Spyware verkaufen: der Ukraine.

Das berichten der „Guardian“ und die „Washington Post“ nach einer ausführlichen Untersuchung der Pegasus-Affäre. Kenner der NSO-Group erzählten dabei, dass sich die Ukraine 2019 um den Ankauf der Spyware bemüht, der Hersteller aber keine Verkaufsgenehmigung vom israelischen Verteidigungsministerium erhalten habe.

Russland sollte nicht verärgert werden
Ein hochrangiger ukrainischer Geheimdienstler schildert dem „Guardian“, dass man „verwirrt“ darüber gewesen sei. Er habe nicht nachvollziehen können, warum der Ukraine das mächtige Spionage-Tool vorenthalten wurde. NSO-Insider wissen mehr: Israel soll aus Sorge, Russland damit zu verärgern, keine Verkaufsgenehmigung erteilt haben.

Hätten ukrainische Agenten die Pegasus-Spyware gegen russische Smartphones eingesetzt, hätte dies von der russischen Seite als Aggression aufgefasst werden können, erklärt der Insider. Er fügt hinzu, dass der Spyware-Entwickler auch bei anderen osteuropäischen Kunden solche Vorbehalte gehabt habe: Beim NATO-Mitglied Estland bestand die NSO-Group bei der Lizenzierung der Spyware dem Bericht nach darauf, dass diese nicht gegen Ziele in Russland zum Einsatz komme.

Journalisten, Menschenrechtsorganisationen und Daten-Forensiker hatten im Juli 2021 erstmals über Pegasus berichtet. Weltweit hatten demnach autoritäre Regierungen die Überwachungssoftware im großen Stil gegen Kritiker, Oppositionelle und Journalisten eingesetzt und deren Smartphones abgehört. Die Pegasus-Software ist in der Lage, sämtliche Daten von damit angegriffenen Mobiltelefonen auszulesen. Außerdem kann Pegasus unbemerkt Kamera und Mikrofon des jeweiligen Gerätes anzapfen.

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