Wer gerne Hollywood-Filme oder Hochglanz-Serien anschaut, kennt das Phänomen: Oft sind die Gespräche im Vergleich zu Soundeffekten und Musik viel zu leise. Wer lauter schaltet, um sie zu verstehen, wird von ohrenbetäubenden Effekten aufgeschreckt. Wer die Lautstärke an diesen orientiert, versteht die Schauspieler nicht mehr. Die Ursachen liegen in der Produktion und der Technik, auf der wir uns die Filme ansehen.
Das geht aus einer Analyse des IT-Portals Golem.de hervor. Besonders auffällig seien die Tonprobleme etwa in Dialogen bei Filmen im englischen Original, aber auch deutschsprachige Filme sind betroffen. Natürlich gibt es auch Schauspieler, die schlicht undeutlich sprechen oder ihren Text vor sich hin hauchen - aber das alleine macht es nicht aus.
Beim Dreh hat der Ton nicht Priorität
Eine der zentralen Ursachen für die Tonprobleme wird in der modernen Filmproduktion verortet: Hier wird heute oft schlicht kein allzu großer Wert mehr auf die Tonqualität gelegt. Hielt beim Drehen früher der Tonmeister ein an einer Teleskopstange befestigtes Mikro über die Schauspieler, verzichtet man heute oft auf nah am Mimen positionierte Tonaufnahmegeräte.
Hintergrund ist die Angst der Produzenten, dass das Mikrofon später einen Schatten wirft oder die Beleuchtung verfälscht. Wenn bei einer Szene der Ton nicht optimal aufgenommen wurde, aber das Bild passt, geht man oftmals davon aus, den Ton in der Nachbearbeitung noch auf ein passables Niveau verstärken zu können. Priorität habe das Bild, nicht der Ton.
Mehr Tonspuren als Lautsprecher
Problematisch sind für die Verständlichkeit von Dialogen auch die vielen technischen Möglichkeiten heute. Als Filme tatsächlich noch auf Film gebannt wurden und der Schnitt komplex und teuer war, gaben sich Filmemacher mit simpleren, weniger vielschichtigen Tonspuren zufrieden. Dadurch blieben Dialoge gut verständlich. Heute schöpfen die Filmemacher aus einem Füllhorn von Sound-Optionen und kombinieren mitunter Hunderte Audiodateien zu unterschiedlichsten Tonspuren.
Die mögen bei der Abnahme im Studio auf entsprechendem Equipment famos klingen, die Wiedergabe-Hardware in Kinos und Heimkinos ist aber eine andere. Im Kino wird mitunter die Lautstärke reduziert, damit das Publikum nicht von zu lauten Soundeffekten „erschlagen“ wird, worunter dann aber die Dialoge leiden. Wer einen Film im Heimkino auf einem TV-Gerät ohne kostspieligem Surround-System oder Soundbar ansieht, kann die vielen Audiokanäle gar nicht wie vorgesehen abspielen - und ärgert sich über einen unausgewogenen und unruhigen Mix.
Streaming ist bequem, aber kostet Audioqualität
Beim Streaming kommt noch die Komprimierung hinzu: Während auf physischen Datenträgern wie Blu-Rays der Ton in Studioqualität vorliegt, wird der Sound beim Streamen komprimiert, was per se mit einem gewissen Qualitätsverlust einhergeht.
Zusammenfassend, analysiert das IT-Portal, werden Film-Fans wohl erst wieder gut verständliche Dialoge vorgesetzt bekommen, wenn die Filmwirtschaft sich schon bei der Produktion verstärkt auf die Audioqualität konzentriert.
Tipp: Bis zu einem gewissen Grad kann man bei schlechtem Ton auch selbst nachhelfen. Beim Blu-Ray-Genuss oder Streaming im Heimkino kann es sich ohne teures Surround-System lohnen, auf der Disc oder in der Streaming-App nach einer klassischen Stereo-Tonspur Ausschau zu halten, die besser zur genutzten Wiedergabe-Hardware passt als die oft automatisch angewählten Mehrkanal-Tonspuren.
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