Schon gedreht, aber:

Russland will Interview mit Selenskyj nicht zeigen

Ausland
28.03.2022 09:03

Russlands Zensurbehörde ist weiterhin sehr stark darauf bedacht, nur gefilterte Informationen aus der Ukraine zu verbreiten: So hat die Medienaufsicht Roskosmnadsor heimische Medien nun davor gewarnt, ein bereits geführtes Interview mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auszustrahlen. Ein Internetportal zeigte es jedoch trotzdem.

„Roskomnadsor benachrichtigt russische Medien über die Notwendigkeit, von der Veröffentlichung des Interviews abzusehen“, so die Behörde am Sonntag in Moskau. Darüber hinaus sollen alle Medien einer „Überprüfung“ unterzogen werden, die an dem Interview beteiligt waren, um „das Ausmaß der Verantwortung und Reaktionsmaßnahmen“ zu bestimmen.

Trotz Warnung wurde Interview gezeigt
Unter den russischen Journalisten, die kürzlich mit Selenskyj per Videoschaltung sprachen, war auch ein Reporter der bekannten Moskauer Tageszeitung „Kommersant“. Auch die Medien Meduza und Doschd, deren Seiten in Russland allerdings ohnehin bereits blockiert sind, waren vertreten. Das Portal Meduza veröffentlichte das rund anderthalbstündige Interview trotz der Warnung der Medienaufsicht am Sonntagabend auf seiner Seite, die etwa über alternative Internetverbindungen und aus dem Ausland weiter zu erreichen ist.

Der Chefredakteur des ebenfalls bereits geschlossenen Radiosenders Echo Moskwy, Alexej Wenediktow, kritisierte auf Telegram, dass die russische Medienaufsicht nicht einmal Gründe für ihr Vorgehen nannte. Selenskyj sei immerhin der legitime Präsident der Ukraine - das habe auch der Kreml stets bekräftigt, schrieb Wenediktow.

Verstärkte Repressionen gegen Journalisten
Journalisten und Aktivisten beklagen seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar verstärkte Repressionen, denen kritische Medien ausgesetzt sind. Ein neues Mediengesetz sieht etwa bis zu 15 Jahre Haft für angebliche Falschnachrichten über Russlands Streitkräfte vor.

Die Medienaufsicht veröffentlichte ihre jüngste Warnung auch auf Telegram. Dort hat sie ein „Z“ in ihrem ansonsten kyrillisch geschriebenen Namen gegen den lateinischen Buchstaben ausgetauscht und führt den Kanal nun unter der Bezeichnung RoskomnadZor. Das „Z“ ist ein von Befürwortern des Kriegs genutztes Symbol und steht für „Za Pobedu“ - „Für den Sieg“.

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