Viele große Firmen sind in Krisenzeiten aus Start-ups hervorgegangen. An Gelegenheiten hat es in den vergangenen Jahren also wirklich nicht gemangelt. Aber was hat Wien davon?
Auch die Pandemie hat das Zeug dazu, der Nährboden für Erfolgsgeschichten zu sein. Doch trifft das auch in Wien zu? Sicher ist: Geht es um Firmenneugründungen, dann hängt die Bundeshauptstadt die anderen Bundesländer um Längen ab. Rund die Hälfte aller seit 2009 in Österreich gegründeten Start-ups befindet sich in Wien. Das geht aus dem Austrian Start-up-Monitor 2020 des AIT Center for Innovation Systems & Policy hervor. Für 2021 gibt es leider noch keine Zahlen.
Rosige Zukunft?
Geht es nach den Experten von Unternehmensberater EY, könnte Österreich in eine rosige Zukunft blicken. So stieg der Gesamtwert der Investitionen in österreichische Start-ups auf eine neue Rekordmarke von 1,23 Milliarden Euro - fast fünfmal so viel wie im Vorjahr. Mehr als die Hälfte des Gesamtvolumens entfällt jedoch auf die beiden „Unicorns“ GoStudent und Bitpanda. 2021 gab es insgesamt zwar mehr Risikokapital, dafür aber weniger Finanzierungsrunden.
Mit den richtigen Rahmenbedingungen ist auch im internationalen Wettbewerb für den Standort Österreich noch viel mehr möglich.
Florian Haas von EY Österreich
Wien muss positiven Schwung jetzt mitnehmen
Florian Haas, Leiter des Start-up-Ökosystems bei EY Österreich: „Für den Standort ist es essenziell, das positive Momentum in einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil umzumünzen.“ So brauche es grundlegende Maßnahmen, um Unternehmertum attraktiver zu machen. Aktuell liege Österreich bei Gründungen im europäischen Schlussfeld. Haas: „Jetzt muss der Staat Anreize für Risikokapital schaffen, eine einfache Anstellung und Beteiligung von Mitarbeitern ermöglichen sowie die Entbürokratisierung vorantreiben.“
Eine mahnende Stimme ist Susanne Klepsch, sie kommt selbst aus der Start-up-Szene. Mit ihrer Firma MeetFox legte die Jungunternehmerin eine wahre Erfolgsstory hin. Doch erst als sie Wien verließ und in New York Fuß fasste. „In Wien fehlte es an Innovationsbereitschaft. Viele etablierte Unternehmen trauen sich nicht, mit Start-ups zusammenzuarbeiten. Das ist in den USA anders. Hier bekommt man schneller eine Chance, ist bei Fehlern aber natürlich auch wieder schneller weg“, so Klepsch. Hier sieht sie auch ein weiteres Problem in Wien.
Start-up-Zombies durch Überförderung?
„Es gibt sehr viele Förderungen. Das ist prinzipiell zu begrüßen. Aber es verhindert auch Weiterentwicklung und eine gewisse Marktbereinigung. Viele Start-ups werden nur durch öffentliche Gelder am Leben gehalten, auch wenn das Produkt vielleicht nicht funktioniert“, so Klepsch.
Eines ist der jungen Gründerin aber wichtig zu betonen: „Mir geht es in keiner Weise darum, Wien oder die Start-up-Community schlechtzumachen. Ich versuche nur, mit meinen Erfahrungen anderen zu helfen. Denn die Start-up-Szene ist schnelllebig, und viel Zeit für eigene Fehler bleibt einem nicht.“
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