Mit einem Volumen von 1,6 Milliarden Euro in den nächsten fünf Jahren startet die Tiwag den bislang größten Kraftwerks-Ausbau. Die Kunden sollen davon nichts spüren. Die Bauten könnten sich jedoch verteuern.
„Wir befinden uns in einer Phase, in der wir noch nie soviel in die Wasserkraft investiert haben wie derzeit. In den nächsten fünf Jahren werden 1,6 Milliarden Euro verbaut“, erklärte LH Günther Platter jüngst bei einem Termin mit dem landeseigenen Energieversorger Tiwag.
Wer zahlt am Ende die Rechnung?
Als erstes wird heuer im Herbst das „Gemeinschaftskraftwerk Inn“ (GKI) im Oberen Gericht fertig. „Es ist das größte Laufkraftwerk in Mitteleuropa. Das ist ein Zeichen, dass wir nicht nur als Tiwag absolut die Wasserkraft forcieren, sondern auch als Land“, sagte Platter. Konkrete Projekte am Tauernbach, in Tumpen, Imst-Haiming, Sellrain-Silz und Kaunertal sind in Planung bzw. in Umsetzung, wobei Kaunertal nach Fertigstellung von Kühtai in Angriff genommen werden soll. Doch was bedeuten die gigantischen Baukosten für den Strompreis? Wer zahlt am Ende die Rechnung?
Wenn man sich die Preislandschaft anschaut, dann sind wir bei den absolut preisgünstigsten dabei. Irgendwann landet die Preissteigerung aber beim Kunden
Erich Entstrasser, Vorstandsvorsitzender der Tiwag
Alte Tiwag-Kraftwerke finanzieren die neuen mit
„Die Finanzierung erfolgt zum Teil durch Eigen- und zum Teil durch Fremdmittel. Wir sind durch unsere Mischung von alten und neuen Anlagen in der Lage, diese Kosten auszugleichen, sodass wir zu wettbewerbsfähigen Preisen die Kunden beliefern können“, erläutert Tiwag-Vorstandsvorsitzender Erich Entstrasser. Unterschieden wird zwischen Groß- und Standard-(Klein-)Kunden. „Bei Großkunden kann es nur Preise geben, die wettbewerbsfähig sind. Bei den Kleinkunden hat es mehrere höchstgerichtliche Urteile gegeben, wie die Preisgestaltung zu sein hat. Da ist nicht nur dem Land als Eigentümer, sondern auch der Tiwag quasi das Heft aus der Hand genommen worden!“
Ich war in vielen Ländern, in denen Energieunternehmen um das Geld betteln müssen. Das Geld ist hier vorhanden, ein Verdienst der Väter und Großväter.
Alexander Speckle, designierter Bauvorstand des Landesenergieversorgers Tiwag
Preissteigerungen landen „moderat“ beim Kunden
Es gebe Regelungen, dass Preisanpassungen transparent sein und sich am Preisindex orientieren müssen, „damit sind die Anpassungen nach oben und nach unten vorgegeben“.
Mehr Kostentransparenz
„Was man anmerken muss: Wenn man sich die Preislandschaft in Österreich anschaut, dann sind wir bei den absolut preisgünstigsten dabei. Wir sind gut aufgestellt, aber natürlich können wir uns nicht vom Wettbewerb abkoppeln und die exorbitanten Preissteigerungen an der Börse werden irgendwann bei den Kunden landen – aber nach dem sehr moderaten Modell, das der Index vorgibt.“
Strompreisdeckelung: Platter darf das nicht
Im Vorfeld der jüngsten Landtagssitzung wurde eine Strompreisdeckelung verlangt. Tiwag-Eigentümervertreter LH Platter dazu: „Das darf ich nicht der Tiwag anordnen. Nach vielen Gesprächen mit der Tiwag bin ich sehr zuversichtlich, dass wir beim Strom auf sehr moderatem Weg unterwegs sein werden, das ist die gute Botschaft, die wir an die Tirolerinnen und Tiroler richten können“, betonte LH Platter.
Eine Strompreisdeckelung, wie sie im Landtag gefordert wurde, darf ich der Tiwag gar nicht anordnen. Wir sind beim Strompreis aber auf einem moderaten Weg.
Eigentümervertreter LH Platter
Ein Unsicherheitsfaktor ist derzeit aber der Bausektor mit den exorbitanten Preissteigerungen bei Materialien. „Wir gehen davon aus, dass Kühtai sicher teurer werden wird. Noch sind die Kosten im Rahmen des Unvorhergesehenen abgedeckt. Wenn die Steigerungen aber so weitergehen wie im letzten halben Jahr, dann könnte es auch hier zu einer Kostenerhöhung kommen. Das bleibt abzuwarten. Derzeit befinden wir uns jedenfalls noch im Rahmen“, sagt Vorstandschef Entstrasser.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.