Riesenaufregung nach der „Krone“-Story: Das Entfernen von Büchern des NS-Dichters Hans Kloepfer bringt die Grazer Stadtpolitik in Erklärungsnot, die FPÖ auf die Palme. Wie reagiert man im Hans-Kloepfer-Haus im Geburtsort des NS-Dichters auf den Schritt? Und wie reagiert die Grazer Landesbibliothek? Die „Steirerkrone“ hat nachgefragt.
Kritisch beurteilt Karl Schober als Obmann des Kultur- und Museumsvereins Eibiswald und Leiter des Kloepfer-Hauses die Maßnahme der Grazer Stadtbibliothek. Man müsse, so seine Überzeugung, Biographie und künstlerisches Werk des Autors voneinander trennen, „denn es ist ein komplexes Thema, das nicht nur Kloepfer betrifft, sondern auch andere belastete Persönlichkeiten.“
Niemand käme etwa auf den Gedanken, Bücher von Peter Handke auszusortieren, nur weil sich dieser während der Balkan-Kriege auf die serbische Seite geschlagen habe. Die Bilder Caravaggios schaue man sich nach wie vor an, obwohl der Barockmaler gewalttätig gewesen sei. Und Michael Jackson würde von vielen Radiosendern trotz seiner Pädophilie nach wie vor gespielt. Wichtig sei es aber, die menschlichen Fehler und politischen Fehlleitungen Kloepfers offen anzusprechen und zu verurteilen: „Das machen wir bei Führungen immer.“
„Es werden keine Werke ausgeschieden“
Eine Grundsatzlinie hat die Landesbibliothek: „Aus unserem Sammlungsbestand werden keine Werke ausgeschieden“, betont Leiterin Katharina Kocher-Lichem. Laut Statuten stehe man der Öffentlichkeit als wissenschaftliche Universalbibliothek und als Dokumentationszentrum zur Verfügung. Man habe alle Bücher Hans Kloepfers, denn sie müssten auch in Zukunft für wissenschaftliche Arbeiten verfügbar sein.
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