Neue Initiative

Wenn das Lebenswerk in neue Hände kommen muss

Kärnten
31.03.2022 06:00

Betriebsübergaben sind oft schwierig: Denn bereits ein Drittel der Unternehmer in Kärnten findet in der Familie keinen würdigen Nachfolger. Vielen Unternehmern bereitet die Nachfolgefrage Sorgen - denn nicht immer können Betriebe in der Familie bleiben. Aktuell sind von der Übergabeproblematik 40.000 Arbeitsplätze betroffen!

Eine brandaktuelle Umfrage der Wirtschaftskammer gibt zu denken: „Von 8000 Unternehmern denken drei Viertel darüber nach, in den nächsten zwei bis fünf Jahren den Betrieb zu übergeben“, berichtet Kammerchef Jürgen Mandl. „Damit sind von der Thematik in Kärnten 40.000 Arbeitsplätze betroffen.“ Und die Thematik kann durchaus zur Problematik werden. Denn waren früher Kinder automatisch stolz als Junior-Chefs eingeplant, gibt es heute nicht einmal bei alteingesessenen und renommierten Betrieben eine Übernahme-Garantie in der Familie.

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Eine Übergabe muss geplant sein, das ist keine 5-Minuten-Aktion. Viele wachen erst auf, wenn sie draufkommen, dass die Kinder eine ganz andere Vorstellung von Work-Life-Balance haben und gar nicht wollen.

Kristin Grasser, Präsidentin Steuerberater/Wirtschaftsprüfer

„Die Work-Life-Balance-Generation hat andere Vorstellungen“, sagt Kristin Grasser, Präsidentin der Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder. „Viele haben gesehen, dass ihre Eltern für den Erfolg rund um die Uhr arbeiten – und möchten das selbst nicht.“ Daher finden nur noch zwei Drittel der Unternehmen innerhalb der Familie einen Nachfolger, schon ein Drittel kommt von außerhalb. Meist sind es verdiente Mitarbeiter, manchmal auch Mitbewerber – und so manche Übergabe birgt eine böse Überraschung. Bei der Steuer etwa, bei Liegenschaftsvermögen, Hauptwohnsitzen oder Neugründungen, wie Grasser aus Erfahrung weiß: „Will man Vermögen aus einem Lebenswerk vernichten, oder legal so wenig wie möglich an die Finanz zahlen?“

Initiative von Land und WK
„Auch Erbrechtsansprüche und Haftungsfragen müssen rechtzeitig entsprechend bedacht und gelöst werden, um den Frieden in der Familie nicht von vornherein zu gefährden“, mahnt Gernot Murko von der Rechtsanwaltskammer. Um dafür zu sorgen, gibt es nun die gemeinsame Initiative „Fließend übergeben - erfolgreich übernehmen“, für die auch das Land Kärnten 100.000 Euro bereitstellt. „Wir wollen professionelle Beratung und Begleitung anbieten, damit Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region erhalten bleiben“, so Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig.

500 Betriebsübergaben im Jahr

Statistisch gesehen werden in Kärnten täglich 1,4 Unternehmen übergeben - und es werden mehr. Von 8000 Chefs denken drei Viertel an eine Übergabe.

Ziel des Projektes ist es weiters, die Klein- und Mittelbetriebe besser zu vernetzen. „Betriebsübergaben könnten eine sinnvolle Alternative zur boomenden Start-up-Szene sein“, meint WK-Präsident Mandl. „Warum nicht coole neue Ideen mit bestehenden Konzepten zusammenbringen?“ Diese neue „Partnervermittlung“ wird von der Wirtschaftskammer angeboten. Service-Expertin Jutta Steinkellner: „Wir bauen eine eigene Nachfolgebörse auf. Für die Betroffenen ist es vor allem wichtig, rechtzeitig mit der Planung einer Übergabe zu beginnen.“

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Ich habe meine Firma vor 20 Jahren vom Vater übernommen, auch mein Bruder arbeitet mit. Der Papa ist auch heute mit 83 noch als Berater dabei; wir haben uns alles ausgeredet – so eine Übergabe kann ich jedem nur wünschen.

Jürgen Mandl, Präsident der Kärntner Wirtschaftskammer

Kurz vor der angedachten Pensionierung sei es zu spät; gilt es meist doch, nicht nur die Arbeit vieler Jahrzehnte zu bewahren, sondern den Firmengründern ein Auskommen in der Pension zu sichern. Mandls Tipp: „Mein Vater hat vor 20 Jahren übergeben und steht mir noch heute mit Rat zur Seite.“

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