Einen schönen Donnerstagabend.
Klaudia Tanner ist wieder aufgetaucht. Für all jene, die sie nicht so gut kennen wie Airbus: Das ist Österreichs Verteidigungsministerin, die nur ungern Interviews gibt, oder zumindest selten. Sie hat ihren Tarnanzug gegen einen orangefarbenen Hosenanzug getauscht, so grell, dass ihn selbst die nachtblinden Eurofighter sehen würden. Ich will wahrlich nicht über Kleidung urteilen, bin aber immer begeistert darüber, wenn Menschen Signalfarben tragen und es ihnen passt. Ich in einem solchen Outfit, in Kombination mit meinem lauten Lachen, würde aussehen wie der Joker. Tanner war also bei Corinna Milborn im PULS-24-Studio, gemeinsam mit dem Militärexperten Gerald Karner. Vielleicht war auch Gecko-General Rudolf Striedinger zu Gast, aber den sieht man in seiner Uniform prinzipiell nicht.
Jedenfalls hatte Tanner viele gute Botschaften im Gepäck und mit gut meine ich furchtbar: Die Ministerin hat ihre Experten gebeten, Risikobilder zu erstellen, und der Bericht umfasst 54 Risken bis zum Jahr 2030, wobei die Situation nach dem Angriffskrieg Putins auf die Ukraine noch einmal adaptiert worden ist. 54 Risken! Von Naturkatastrophen bis Pandemien. Das sind fast sieben Schicksalsschläge pro Jahr, also jeden zweiten Monat einer. Theoretisch freilich, im schlimmsten Fall. Ich finde, nach Corona, Krieg, Teuerung und Gaskrise sind wir alle mental fit genug für noch ein paar Unglücke.
Das Bundesheer ist allerdings nicht bei allem tauglich. Der immer gut vorbereiteten Corinna Milborn ist bei diesem Thema ein folgenschwerer Recherchefehler unterlaufen. Die TV-Journalistin hat im Fernsehen behauptet, dass die Eurofighter in der Nacht nicht fliegen können. Das war Tanners großer Moment, Milborn saß in der Falle. „Da muss ich Sie korrigieren“, sagte die Ministerin mit einem Grinsen, und sie grinst ja eher mit den Augen. „Die Eurofighter können in der Nacht schon fliegen, sie können nicht detektieren.“ Heißt: Sie fliegen von A nach B, wie ein Passagier- oder Transportflugzeug, erkennen aber andere, vielleicht feindliche Flugzeuge, nicht - selbst dann nicht, wenn sie sich direkt neben ihnen befinden. Die sündhaft teuren Flieger sind in einer Gefechtssituation also so effektiv wie Schlafwandler. Luftverteidigung mit Öffnungszeiten. Auf die Idee muss man erst einmal kommen.
Österreich hat nicht einmal eine brauchbare Drohnenabwehr, 50 Millionen Euro würde das kosten. Das verstehe ich ja am allerwenigsten, wo wir doch die stolzen Jäger Siegfried Wolf und René Benko im Lande haben. Wer an einem Tag 280 Enten und 80 Hühner erschießt, wird ja wohl so ein kleines Luftfahrzeug vom Himmel holen können. Wo sind sie, unsere Patrioten?
Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.
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